Hamburger Hurenlied von Klabund

Wir Hamburger Mädchens habens fein,
Wir brauchen nicht auf dem Striche sein.
Wir wohnen in schönen Häusern
Wohl bei der Nacht,
Ahoi!
Weil es uns Freude macht.
 
Es kommen Kavaliere, Neger und Matros,
Die werden bei uns ihre Pfundstücke los,
Sie liegen uns am Busen
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Wohl bei der Nacht,
11 
Ahoi!
12 
Weil es uns Freude macht.
 
13 
Madam kocht schlechtes Essen, Sami spielt Klavier,
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Mit den Kavalieren tanzen wir,
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Fließt ein Taler drüber,
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Wird er Madam gebracht,
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Ahoi!
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Weil es uns Freude macht.
 
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Eines Tages holt die Sitte uns hinaus,
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und sie sperrt uns in das graue Krankenhaus.
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Dann sind wir tot und sterben
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Wohl bei der Nacht,
23 
Ahoi!
24 
Weil es uns Freude macht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Hamburger Hurenlied“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Alfred Henschke, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Klabund, einem Expressionisten der Weimarer Republik, wi der lebte von 1890 bis 1928. Dieses Werk ist seinem späten Schaffen zuzuordnen.

Beim ersten Lesen fällt der lockere, fast fröhliche Ton auf, der im sarkastischen Kontrast zum ernsten Inhalt steht: Das Lied der Prostituierten aus Hamburg.

Das lyrische Ich und seine Kolleginnen arbeiten als Prostituierte, aber sie scheinen ihre Arbeit mit einer gewissen Freude und Vergnügen zu verrichten. Es wird geschildert, wie sie in bequemen Häusern leben und verschiedene Arten von Kunden empfangen, die Geld für ihre Dienste ausgeben. Es wird angedeutet, dass das Geld an Madam, wahrscheinlich eine Zuhälterin oder Bordellbesitzerin, weitergeleitet wird. In der letzten Strophe wird die Dunkele Seite ihrer Arbeit angesprochen: Sie werden irgendwann krank (vermutlich Geschlechtskrankheiten) und sterben einsam.

Die Sprache des „Hamburger Hurenliedes“ ist sehr direkt und schonungslos. Klabund verwendet einfache Worte und klare Bilder, um die Lebensumstände dieser Frauen darzustellen. Der konstante Refrain „Ahoi! Weil es uns Freude macht“ dient als ironische Bemerkung, die die harte Realität ihrer Situation unterstreicht.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils sechs Versen. Die Wiederholung der ersten und letzten Zeile jeder Strophe gibt dem Gedicht eine Lied-ähnliche Struktur. Der Rhythmus ist eingängig und erleichtert das Mitsingen, was dem Gedicht den Charakter eines Spottliedes oder Arbeiterliedes gibt.

Zusammenfassend hinterlässt das „Hamburger Hurenlied“ einen starken Eindruck. Klabund scheint mit seiner direkten und unprätentiösen Darstellung der Prostitution provozieren zu wollen und macht auf die prekären Lebensumstände dieser Frauen aufmerksam. Die Form und Sprache des Gedichts tragen zu dieser Wirkung bei.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Hamburger Hurenlied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. Im Jahr 1890 wurde Klabund in Crossen an der Oder geboren. Im Jahr 1913 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 112 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Ausmarsch“, „Ballade“ und „Baumblüte in Werder“ sind weitere Werke des Autors Klabund. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Hamburger Hurenlied“ weitere 139 Gedichte vor.

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