Gut Holz von Klabund

Wer hat dich so hoch da droben –
das Kegelspiel ist schon seit ewigen Zeiten eine kulturelle Macht.
Ursprünglich haben die Götter mit dem Mond nach den Sternen geschoben
und erst später haben sie die Erfindung der Holzkugel gemacht.
 
Nämlich das kam so: Mit dem Holzkopf der Gott –
wie hieß er doch gleich? jedenfalls wars kein christlicher –
der heilige Geist trieb wieder einmal mit den heiligsten Dingen seinen unwürdigen Spott,
bezweifelte sich selbst, die unbefleckte Empfängnis – kurz und gut,
der betreffende Gott war sprachlos und verlor seinen Kopf.
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Aus Versehen schob Zeus mit ihm, und der Holzkopf erwies sich als unverwüstlicher
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denn (bzw. als) der Mond. Vom Holz zum Eisen, von der Holzkugel zur Kanonenkugel ist nur ein Schritt.
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Und dann kam man auch von den Sternen ab und fand es netter,
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von nun an auf lebende Menschen zu schieben (da, wie bekannt, die Götter den Menschen über alles lieben)
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– und so war der ganze Weltkrieg nur ein Preiskegeln der Götter.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Gut Holz“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
160
Entstehungsjahr
1927
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Gut Holz“ und stammt von dem deutschen Dichter Klabund, der von 1890 bis 1928 lebte. Demnach würde es in die Epoche der frühen Moderne fallen.

Beim ersten Lesen wird sofort deutlich, dass das Gedicht von der Thematik her nicht alltäglich ist. Es wirft Fragen auf und enthält einen gewissen Grad an Mystik. Dabei sind sowohl mythologische als auch zeitgeschichtliche Bezüge erkennbar.

Die erste Strophe beginnt mit der Frage nach der Ursprünglichkeit einer Kultur, konkret symbolisiert durch das Kegelspiel. Hier führt Klabund den Gedanken ein, dass dieses Spiel metaphorisch für von Göttern inszenierte Schöpfungsprozesse steht. Im Folgenden schweift er ab und erreicht den Höhepunkt in der provokanten These, dass der erste Weltkrieg nichts weiter als ein gottgegebenes „Preiskegeln“ sei.

Das lyrische Ich spielt mit der Vorstellung von Göttern, die das Universum und das menschliche Schicksal beeinflussen. Dabei steht das Kegelspiel als Metapher für göttliches Eingreifen und Agieren. Die absurden und zum Teil ironischen Wendungen, wie z.B. die „Erfindung der Holzkugel“ durch die Götter oder der „Preiskegeln der Götter“ - Symbol für den Weltkrieg, bieten eine kritische und teils sarkastische Betrachtung menschlicher Historie und der Rolle von Göttern bzw. Religion darin.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen unterschiedlicher Länge, die sich inhaltlich stark voneinander unterscheiden. Sprachlich fällt der teils derbe, humorvolle Ton auf, welcher durch Sarkasmus und Ironie unterstrichen wird. Die Struktur des Gedichtes ist auffällig frei und es lassen sich keine geregelten Reime finden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Gut Holz“ von Klabund ein ungewöhnliches Gedicht ist, welches durch seine Kombination von Mythologie, Geschichte und Alltäglichem sowie durch seinen humorvoll-ironischen Ton überrascht und zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Gut Holz“ ist Klabund. Geboren wurde Klabund im Jahr 1890 in Crossen an der Oder. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1927 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 160 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied der Mutter von ihrem Sohn“, „Ad notam“ und „Akim Akimitsch“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gut Holz“ weitere 139 Gedichte vor.

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