Gruß ins Blaue von Joachim Ringelnatz

Sehr verehrte, auserlesene,
Einmal nahe mir gewesene,
Nunmehr tote Damen und Herrn!
 
Ich hätte all Ihnen gar zu gern
Noch etwas vor dem Tode gesagt.
 
Hab ich versäumt oder nicht gewagt,
Zu sagen, wonach kein Toter fragt,
Liegt nun jede Aufdringlichkeit fern.
 
Dorthin, wo Sie jetzt weilen, reicht keine
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Lüge. Sie wissen auch, wie ich es meine,
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Wenn ich aus reuevollem Bedürfnis
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Jetzt mit einem Whiskygeschlürfnis
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X-wärts proste. Ich weiß, wer es wagen
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Darf, eine Flunder noch breit zu schlagen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Gruß ins Blaue“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gruß ins Blaue“ wurde von Joachim Ringelnatz geschrieben, einem Deutschen Autor und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Daher lässt sich das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wehmütig und etwas spöttisch, es beschäftigt sich offenbar mit dem Tod und hinterlässt eine Stimmung von Bedauern und Selbsterkenntnis.

Inhaltlich richtet sich das lyrische Ich an Personen, die „einmal nahe“ waren, nun aber „tote Damen und Herrn“ sind. Dabei drückt das lyrische Ich das Bedauern darüber aus, nicht mehr die Möglichkeit zu haben, diesen Personen bestimmte Dinge zu sagen. Dabei bleibt offen, was genau dies sein könnte – es könnte sich um unausgesprochene Gefühle, ungelöste Konflikte oder einfach um das Bedürfnis nach Gesellschaft und Gesprächen handeln. Im letzten Vers scheint das lyrische Ich zu einer Einsicht zu kommen und stellt fest, dass es nun zu spät ist, „eine Flunder noch breit zu schlagen“.

Die Sprache des Gedichts ist recht klar und direkt, jedoch mit einer Prise Ironie und Sarkasmus. Die Form des Gedichts ist eher freizügig; es gibt keine klaren Reimschemata und Versmaße, was zur allgemeinen Stimmung von Chaos und Verwirrung beiträgt. Dies könnte als Metapher für das Leben nach dem Tod interpretiert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Gruß ins Blaue“ einen melancholischen, aber auch humorvollen Blick auf das Leben und den Tod wirft, und das Fehlen jeglicher Chance, Dinge rückgängig zu machen, die uns im Leben vielleicht verpasst haben. Es fordert dazu auf, im Hier und Jetzt zu leben und die Dinge auszusprechen, die uns wichtig sind, bevor es zu spät ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Gruß ins Blaue“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1929 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 80 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gruß ins Blaue“ weitere 560 Gedichte vor.

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