Gruß an Junkers von Joachim Ringelnatz

Ich kenne den Herrn Junkers nicht.
Mag es auch schmeichlerisch klingen,
Ich widme ihm dennoch dies Gedicht,
Beschwingt von seinen Schwingen.
 
Aus meiner Laune steigt es frei,
Entflogen, nicht entwachsen.
Es reimt sich Kriecher- und Fliegerei
Nicht einmal gut in Sachsen.
 
Ich bin mit Junkers’ Maschinen schon
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Oft über die Lande geflogen,
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Hab meinen Tages- und Wochenlohn
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Darüber oft weit überzogen,
 
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Sprach immer zu mir zuvor: „Überleg’s
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Dir!“ – Aber flog doch aufgehimmelt
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Durch Wetter und Wolken. Und fand unterwegs
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Ein Glück, das unten verschimmelt.
 
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Ich stehe nun – scheint’s mir – auf gleichem Fuß
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Mit den Möwen, Adlern und Schwalben.
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Ich sende Herrn Junkers meinen Gruß
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Und komme ihm zweimal einen Halben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Gruß an Junkers“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht, „Gruß an Junkers“, wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz ist ein bekannter deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der vor allem für seine humoristischen und satirischen Gedichte bekannt ist. Somit lässt sich das Gedicht zeitlich der Weimarer Republik (1918-1933) zuordnen, eine politisch und kulturell sehr turbulente Phase in der deutschen Geschichte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht humorvoll und ein bisschen ironisch. Es handelt von Ringelnatz' Erfahrungen und Gedanken über das Fliegen, vor allem mit den Flugzeugen der Firma Junkers, eines wichtigen deutschen Flugzeug- und Motorenherstellers zur damaligen Zeit.

Das lyrische Ich betont mehrmals, dass es den Herrn Junkers nicht persönlich kennt (Vers 1), widmet ihm aber trotzdem dieses Gedicht (Vers 3). Es scheint, als wäre es vom Fliegen und den Möglichkeiten, die es bietet, fasziniert, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass es sogar bereit ist, seinen Lohn dafür auszugeben (Verse 11-12). Trotz der Warnungen und Bedenken (Vers 14), flog das lyrische Ich durch „Wetter und Wolken“ (Vers 15), was vielleicht so viel wie das Überwinden von Hindernissen bedeutet. Dabei entdeckt es eine Form von Glück, die auf dem Boden „verschimmelt“ ist, also nicht existiert (Vers 16). Schließlich stellt das lyrische Ich fest, dass es sich, metaphysisch gesehen, nun auf demselben Niveau mit Vögeln befindet (Verse 17-18), was wahrscheinlich seine Befreiung und Unabhängigkeit durch das Fliegen symbolisiert.

Im Hinblick auf Form und Sprache des Gedichts ist festzustellen, dass es aus fünf Strophen besteht, wobei jede vier: vier Verse hat. Die Sprache ist einfach und unkompliziert, mit einer klaren und direkten Kommunikation, was dem humoristischen und satirischen Stil von Joachim Ringelnatz entspricht. Es zeigt auch seine Fähigkeit, komplizierte und tiefgründige Themen auf eine zugängliche und unterhaltsame Weise zu behandeln. Insgesamt ist „Gruß an Junkers“ ein unterhaltsames und dennoch tiefgründiges Gedicht, das die Verwunderung und Freiheit des Fliegens hervorhebt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Gruß an Junkers“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1929. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 112 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gruß an Junkers“ weitere 560 Gedichte vor.

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