Ebenbild unseres Lebens von Andreas Gryphius

Der Mensch, das Spiel der Zeit, spielt, weil er allhie lebt
im Schauplatz dieser Welt; er sitzt, und doch nicht feste.
Der steigt, und jener fällt, der suchet die Paläste
und der ein schlechtes Dach; der herrscht, und jener webt.
 
Was gestern war, ist hin; was itzt das Glück erhebt,
wird morgen untergehn; die vorhin grüne Äste
sind nunmehr dürr und tot; wir Armen sind nur Gäste,
ob den′ ein scharfes Schwert an zarter Seide schwebt.
 
Wir sind zwar gleich am Fleisch, doch nicht vom gleichem Stande:
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Der trägt ein Purpurkleid, und jener gräbt im Sande,
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bis nach entraubtem Schmuck der Tod uns gleiche macht.
 
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Spielt denn dies ernste Spiel, weil es die Zeit noch leidet,
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und lernt, dass wenn man vom Bankett des Lebens scheidet,
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Kron, Weisheit, Stärk und Gut sei eine leere Pracht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ebenbild unseres Lebens“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
135
Entstehungsjahr
1637
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Andreas Gryphius ist der Autor des Gedichtes „Ebenbild unseres Lebens“. 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1637 zurück. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Barockliteratur wird in der deutschen Geschichte der Literatur seit etwa 1800 das schriftstellerische Schaffen in Europa im Zeitraum zwischen etwa 1600 und 1720 bezeichnet und folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus. Der Begriff „Barock“ stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet so viel wie seltsam geformte, schiefrunde Perle. Die Zeit des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt – Hunger, Seuchen, Vergewaltigung und Tod sorgten für großes Elend bei den Menschen in Europa. So verkleinerte sich die Bevölkerung in Deutschland von etwa 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Dichter der Literaturepoche des Barocks behandelten die Gegensätze in fast allen Lebensbereichen. Das bezeichnet man auch als Antithetik. Inhaltlich folgten die Dichter der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Mittelpunkt – etwa Diesseits und Jenseits, Sein und Schein oder Verfall und Blüte. In der Literatur des Barocks löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Bedeutsame Schriftsteller für die Zeit des Barocks waren beispielsweise: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Christian Weise und Andreas Gryphius.

Das 135 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „An den gefangenen Dicaeus“, „An die Sternen“ und „An die Welt“ sind weitere Werke des Autors Andreas Gryphius. Zum Autor des Gedichtes „Ebenbild unseres Lebens“ haben wir auf abi-pur.de weitere 463 Gedichte veröffentlicht.

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