Großplatztauben von Joachim Ringelnatz
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Auf großen Plätzen in den Städten |
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Mästen sich Taubenschwärme. |
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Es gehen knurrend manchmal Gedärme |
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Vorbei, die nur ein solch Federvieh |
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Gar zu gern und gebraten hätten. |
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Man erziehe rechtzeitig sein Kind |
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Zu der Liebe zu allen Tieren. |
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Kinder, die schön angezogen sind, |
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Sollen mit reichgekleideten Müttern |
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Tauben öffentlich hätscheln und füttern |
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Und sich dabei |
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Neckisch und lieblich photographieren |
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Lassen. – Spatzen sind vogelfrei. |
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Ich habe vor markusplatzigen Tauben |
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Etwas Angst wegen meines Hutes. |
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Ich kann mir nicht viele Hüte erlauben. |
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Ich wünsche den Photographen nur Gutes |
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Und den Müttern auf der Parade – |
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Nicht ihrem Kind – |
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All das, wofür meine Hüte zu schade |
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Sind. |
Details zum Gedicht „Großplatztauben“
Joachim Ringelnatz
3
21
102
1929
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das vorgestellte Gedicht „Großplatztauben“ wurde vom deutschen Lyriker, Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte. Aufgrund seiner Lebensdaten lässt sich das Werk in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts einordnen.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die sprachliche Genauigkeit und der ironische Unterton auf. Ringelnatz schildert eine regelmäßig auf Marktplätzen oder in Stadtparks anzutreffende Szene, in der Menschen Tauben füttern und ihren Kindern den Umgang mit Lebewesen nahebringen. Gleichzeitig spielt er auf die sozialen Unterschiede an, die sich in der Kleidung der Mütter und Kinder, und in seiner eigenen begrenzten Möglichkeit, Hüte zu kaufen, ausdrücken.
Inhaltlich kritisiert das lyrische Ich indirekt die soziale Ungleichheit und ähnelt dabei der traditionellen Rolle des Hofnarren, der durch seine scheinbare Verrücktheit und seinen humoristischen Umgang mit dem Leben die Wahrheit sagt. Dabei scheint es einen gewissen Unmut gegenüber dem Verhalten der mittel- bis oberklassigen Mütter zu äußern, die ihre schön angezogenen Kinder dabei fotografieren lassen, wie sie Tauben füttern, und dabei die weniger privilegierten Menschen vergessen oder übersehen.
Das Gedicht ist in drei Strophen mit je fünf, acht und acht Versen unterteilt. Ringelnatz verwendet hier eine freie Versform ohne bestimmtes Metrum oder Reimschema und wählt eine einfache, direkte Sprache, die gelegentlich mit bildhaften Ausdrücken oder Metaphern angereichert ist. Der Ton des Gedichts ist ironisch und sarkastisch, was durch die Verwendung von Begriffen wie „markusplatzigen Tauben“ oder „sich dabei neckisch und lieblich photographieren lassen“ verdeutlicht wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ringelnatz in „Großplatztauben“ nicht nur einen humorvollen, sondern auch einen gesellschaftskritischen Blick auf das alltägliche Leben in der Stadt wirft. Mit seiner direkten und unkonventionellen Sprache regt er den Leser zum Nachdenken über soziale Ungleichheit und Prioritäten in der Gesellschaft an.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Großplatztauben“ ist Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1929 zurück. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 102 Worte. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Großplatztauben“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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