Groß von Georg Herwegh

„Seid umschlungen, Milliarden!“
Hör ich mit Begeisterung
Singen unsre Einheits-Barden:
Welche Federn! welcher Schwung!
Sah man jemals solche Beute?
Wir verstehen unser Fach,
Ja, ihr Professorenleute,
Wir sind groß, brüllt Auerbach.
 
Gottesfurcht und fromme Sitte,
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Blut und Eisen wirken gut,
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Und vor unserm Reich der Mitte
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Zieht Europa stolz den Hut.
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Geibel wird ein Epos schreiben;
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Einen blinderen Homer
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Wüßt ich nirgends aufzutreiben:
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Wir sind groß – es freut mich sehr.
 
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Elsaß unser – Dank, ihr Streiter!
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Lothringen in deutscher Hand!
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Immer länger, immer breiter
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Machen wir das Vaterland.
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Eine Million Soldaten
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Stehen da, wenn Cäsar spricht,
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Stramm gedrillt zu Heldenthaten:
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Wir sind groß – ich leugn’ es nicht.
 
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Thöricht zwar ins Herz geschlossen
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Hatt’ ich einst ein Ideal,
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Das zerfetzt nun und zerschossen
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Liegt im preußischen Spital.
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Doch was kümmern uns die Wunden,
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Die der Ruhm der Freiheit schlug!
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Mag sie, wie sie kann, gesunden:
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Wir sind groß – das ist genug.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Groß“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
149
Entstehungsjahr
nach 1833
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht trägt den Titel „Groß“ und stammt vom Autor Georg Herwegh, der in der literarischen Epoche des Vormärz tätig war und sich während des 19. Jahrhunderts insbesondere als politischer Dichter einen Namen machte. Auf den ersten Blick scheint das Gedicht ein engergiertes Lob auf die Größe und Stärke des eigenen Volkes oder der Heimat zu sein. Es wird in ironischer Form die damalige nationalistische Einstellung und die Auswirkungen der Industrialisierung kritisiert.

In den insgesamt vier Strophen befasst sich das lyrische Ich mit der Überheblichkeit und der Hartherzigkeit, die im Zuge des beispiellosen Aufstiegs Deutschlands zu einer weltweit führenden Industrienation entstanden sind. Es kritisiert die Machthaber („Professorenleute“) und Staatsführungen (symbolisiert durch „Cäsar“) und insbesondere den Militarismus und Nationalismus, der sich seiner Meinung nach auf Kosten der Freiheit und der menschlichen Würde vollzieht.

Das lyrische Ich nimmt im Gedicht eine Art Rolle eines Augenzeugen und Kommentators ein, der beobachtet und bewertet. Dabei benutzt der Dichter eine sarkastische und beißende Form des Humors, um seine Kritik zu artikulieren. Ausdrücke wie „Seid umschlungen, Milliarden!“ zeugen von einer hyperbolischen Darstellung der Größe und Bedeutung des deutschen Reichs, die ins Absurde gezogen wird.

In Bezug auf die Form des Gedichts folgt Herwegh keiner strikten Strophenform oder einem Reimschema, was das Gedicht eher frei und flexibel wirken lässt. Die Sprache des Gedichts ist klar und unverblümt, durchsetzt mit Sarkasmus und Ironie. Metaphern und Anspielungen dienen der Kritik an den Zuständen und verleihen dem Gedicht seinen besonderen Charakter. Herwegh nutzt hierbei die Macht der Poesie, um auf die politischen Missstände aufmerksam zu machen und zum Nachdenken anzuregen. Dies macht „Groß“ zu einem sehr kritischen und politischen Gedicht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Groß“ ist Georg Herwegh. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. In der Zeit von 1833 bis 1875 ist das Gedicht entstanden. Zürich ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 149 Worte. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Die Partei“, „Die Schweiz“ und „Epilog zum Kriege“. Zum Autor des Gedichtes „Groß“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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