Graf Eberhard der Greiner von Wirtemberg von Friedrich Schiller
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Ihr – ihr dort aussen in der Welt |
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Die Nasen eingespannt! |
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Auch manchen Mann, auch manchen Held, |
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Im Frieden gut, und stark im Feld |
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Gebahr das Schwabenland. |
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Prahlt nur mit Karl und Eduard |
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Mit Fridrich, Ludewig. |
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Karl, Fridrich, Ludwig, Eduard |
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Ist uns der Grav, der Eberhard, |
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Ein Wettersturm im Krieg. |
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Und auch sein Bub, der Ulerich, |
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War gern, wo’s eisern klang; |
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Des Grafen Bub der Ulerich, |
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Kein Fußbreit rükwärts zog er sich, |
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Wenns drauf und drunter sprang. |
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Die Reutlinger, auf unsern Glanz |
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Erbittert, kochten Gift, |
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Und bulten um den Siegeskranz, |
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Und wagten manchen Schwerdertanz, |
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Und gürteten die Hüft – |
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Er grif sie an – und siegte nicht, |
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Und kam gepantscht nach Haus, |
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Der Vater schnitt ein falsch Gesicht, |
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Der junge Kriegsmann floh das Licht, |
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Und Thränen drangen raus. |
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Das wurmt ihm – Ha! Ihr Schurken wart! |
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Und trugs in seinem Kopf. |
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Auswezen, bei des Vaters Bart! |
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Auswezen wollt er diese Schart |
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Mit manchem Städtlerschopf. |
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Und Fehd entbrannte bald darauf, |
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Und zogen Roß und Mann |
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Bei Döffingen mit hellem Hauf, |
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Und heller gings dem Junker auf, |
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Und hurrah! heiß gings an. |
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Und unsers Heeres Losungswort |
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War die verlohrne Schlacht: |
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Das riss’ uns wie die Windsbraut fort, |
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Und schmiss’ uns tief in Blut und Mord |
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Und in die Lanzennacht. |
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Der junge Grav voll Löwengrimm |
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Schwung seinen Heldenstab, |
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Wild vor ihm ging das Ungestüm, |
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Geheul und Winseln hinter ihm, |
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Und um ihn her das Grab. |
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Doch weh! ach weh! ein Säbelhieb |
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Sunk schwer auf sein Genik, |
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Schnell um ihn her der Helden Trieb, |
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Umsonst! Umsonst! erstarret blieb |
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Und sterbend brach sein Blik. |
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Bestürzung hemmt des Sieges Bahn, |
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Laut weinte Feind und Freund – |
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Hoch führt der Grav die Reuter an: |
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Mein Sohn ist wie ein andrer Mann! |
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Marsch! Kinder! In den Feind! |
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Und Lanzen sausen feuriger, |
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Die Rache spornt sie all, |
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Rasch über Leichen gings daher, |
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Die Städtler laufen kreuz und queer |
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Durch Wald und Berg und Thal. |
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Und zogen wir mit Hörnerklang |
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Ins Lager froh zurük, |
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Und Weib und Kind im Rundgesang |
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Beim Walzer und beim Becherklang |
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Lustfeyren unser Glük. |
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Doch unser Grav – was thät er izt? – |
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Vor ihm der todte Sohn. |
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Allein in seinem Zelte sizt |
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Der Grav, und eine Thräne blizt |
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Im Aug auf seinen Sohn. |
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Drum hangen wir so treu und warm |
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Am Graven unserm Herrn. |
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Allein ist er ein Heldenschwarm, |
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Der Donner ras’t in seinem Arm, |
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Er ist des Landes Stern. |
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Drum ihr dort aussen in der Welt, |
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Die Nasen eingespannt, |
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Auch manchen Mann, auch manchen Held, |
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Im Frieden gut und stark im Feld, |
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Gebahr das Schwabenland. |
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W. D. |
Details zum Gedicht „Graf Eberhard der Greiner von Wirtemberg“
Friedrich Schiller
17
81
418
1782
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Graf Eberhard der Greiner von Wirtemberg“ des Autors Friedrich Schiller. Im Jahr 1759 wurde Schiller in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. 1782 ist das Gedicht entstanden. Stuttgart ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei dem Schriftsteller Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.
Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Auflehnen oder Rebellieren gegen die Aufklärung zusammenfassen. Das philosophische und literarische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.
Prägend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Epoche der Klassik endete im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Die Weimarer Klassik wird oft nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen sind in der Literatur gebräuchlich. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Autoren haben in der Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Schiller und Goethe.
Das vorliegende Gedicht umfasst 418 Wörter. Es baut sich aus 17 Strophen auf und besteht aus 81 Versen. Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Gesetzgeber“, „An die Parzen“ und „An die Sonne“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Graf Eberhard der Greiner von Wirtemberg“ weitere 220 Gedichte vor.
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