Grabschrift von Friedrich Schiller

eines gewissen – Physiognomen

Weß Geistes Kind im Kopf gesessen,
Konnt’ er auf jeder Nase lesen:
Und doch – daß er es nicht gewesen,
Den Gott zu diesem Werk erlesen,
Konnt’ er nicht auf der seinen lesen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Grabschrift“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
5
Anzahl Wörter
32
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das in Frage gestellte Gedicht trägt den Titel „Grabschrift“ und wurde verfasst von Friedrich Schiller, einem der bekanntesten deutschen Dichter der Weimarer Klassik, der von 1759 bis 1805 lebte.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht mysteriös und reflektierend. Es spielt mit dem Konzept der Identität und des Selbstwissens bzw. des Nichtwissens und bringt eine scharfsinnige Dimension ein.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um eine Person (oder das lyrische Ich), die die Fähigkeit hat, das Wesen anderer Menschen durch deren Gesicht 'lesen' zu können. Ungeachtet dieser Fähigkeit, stellt das lyrische Ich fest, dass es nicht in der Lage ist, sein eigenes Wesen auf die gleiche Weise zu entziffern. Das Gedicht betont die Ironie und das Dilemma der Selbstwahrnehmung.

Im Detail betrachtet, mag sich das lyrische Ich der Komplexität des inneren Lebens anderer bewusst sein („Weß Geistes Kind im Kopf gesessen“), kann dieses aber nicht in sich selbst sehen (Vers 5). Möglicherweise möchte es damit auf die Schwierigkeit hinweisen, sich selbst vollständig zu verstehen oder den von Gott bestimmten Platz im Leben zu finden (Vers 4).

Formal gesehen besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit fünf Versen. Es folgt keiner bestimmten Reimstruktur, doch die Worte „lesen“ am Ende des zweiten und fünften Verses lassen auf eine sogenannte Umarmende Reim-Struktur schließen, die sicherlich zur Ästhetik des Gedichts beiträgt.

Die Sprache von Schiller ist im Allgemeinen als klassisch und geistreich zu bezeichnen. Im „Grabschrift“ hält er diese Tradition aufrecht, indem er Worte und Redewendungen nutzt, die tiefgründige Themen wie Identität, Selbsterkenntnis und göttliche Vorherbestimmung aufrufen. Gerade diese Mischung aus einfachen Worten und hochtrabenden Konzepten lässt Schillers Stil als plakativ und dennoch anspruchsvoll erscheinen, und verleiht dem Gedicht eine nachklingende Wirkung.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Grabschrift“ des Autors Friedrich Schiller. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1782. In Stuttgart ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei dem Schriftsteller Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bekanntesten Dichter der Weimarer Klassik. Im Jahr 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Literaturepoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Ausgangspunkt und literarisches Zentrum der Weimarer Klassik (kurz auch oftmals einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die essenziellen Themen. Die Weimarer Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. In der Lyrik haben die Autoren auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. So war beispielsweise die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Des Weiteren verwendeten die Dichter jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Die bedeutendsten Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Weitere bekannte Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Goethe und Schiller.

Das 32 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 5 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Friedrich Schiller sind „Breite und Tiefe“, „Bürgerlied“ und „Columbus“. Zum Autor des Gedichtes „Grabschrift“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 220 Gedichte vor.

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