Die Rede des Dichters vom Berge von Gerrit Engelke

Ich bin das Sprachrohr und die Lärmtrompete,
Der brunstgequälte Künder aller Dinge:
Von Mensch- und Muschelkeim bis Nacht und Lethe,
Vom Kabelschacht bis hoch zur Vogelschwinge.
Ich bin ein Greis und bin ein Kind,
Der Zukunft ahnungvoller Seher -
Und doch im Allesrausche blind,
Bin Priester und bin Leierdreher.
Ich stapfe hoch im Gipfelfirn
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Und will die Welt in Worte zwingen -
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Muß wieder beugen meine Stirn
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Und muß im Hof zur Orgel singen.
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Ich bin verstählter Mann wie weiches Weib:
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Im Gattungsrausch ich zeuge und gebäre,
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Und Weibesbrüste sind an meinem Leib,
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Aus denen ich mit Blut euch nähre:
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So steh ich Redner hier auf diesem Berge
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(Mir ist, daß mich jetzt Sonnen selber küßten)
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Und sehe dich, du starrig Volk, wie Zwerge:
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Ich presse Hirn als Blut aus meinen Brüsten,
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Es sickert rot in Euer Häusertal,
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Ich locke gell: Nun trinkt! Nun trinkt
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Von meinem Blut, von meiner Lust und Qual!
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Vom schweren Sang, den ich euch schuf,
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Der wie ein "Feuer!-Feuer!-Ruf"
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Verworrn durch eure Gassen hinkt.
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Doch ob ihr wollet oder nicht:
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Ich presse Blut aus meinen Brüsten
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Für jedes Weib, für jeden Wicht,
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Für alle Winde über Küsten.
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Ob ihr dem Sänger Mark und Pfennig spendet,
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Ob manchmal hört ein offnes Ohr,
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Ob ihr euch ängstlich von dem Narren wendet:
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Ich schüttle ächtlich meine Feuerlocken
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Und winke Wolken, daß sie um mich hocken
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Und schrei euch Weltensingsang vor
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Und schlage meine Leier.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Die Rede des Dichters vom Berge“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
37
Anzahl Wörter
238
Entstehungsjahr
1890 - 1918
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Rede des Dichters vom Berge“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Gerrit Engelke. Engelke wurde im Jahr 1890 in Hannover geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1906 und 1918. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Der Schriftsteller Engelke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 37 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 238 Worte. Weitere Werke des Dichters Gerrit Engelke sind „Die Fabrik“, „Apassionata“ und „Buch des Krieges“. Zum Autor des Gedichtes „Die Rede des Dichters vom Berge“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 14 Gedichte vor.

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