Gott und Welt von Frank Wedekind
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Ich bin ein Mensch von Fleisch und Blut, |
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Ich fange keine Grillen; |
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Ich kann des Fleisches Durst so gut |
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Wie den der Seele stillen. |
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Ich schwinge brünstig mich empor |
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Zu Gott in schwacher Stunde; |
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Und werd’ ich stark, heb’ ich den Flor |
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Von heiliger Todeswunde. |
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Weit öffnet sich der Arme Paar |
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Gleich hellen Tempelpforten; |
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Ich kniee schluchzend am Altar, |
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Ich bete nicht in Worten. |
Details zum Gedicht „Gott und Welt“
Frank Wedekind
3
12
64
1905
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Gott und Welt“ stammt von Frank Wedekind, einem deutschsprachigen Schriftsteller, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert tätig war.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht grundsätzliche Fragen über den menschlichen Zustand, die Spiritualität und die noch greifbaren, körperlichen Aspekte unseres Seins in den Fokus zu stellen. Das lyrische Ich identifiziert sich deutlich als „Mensch von Fleisch und Blut“ und unterstreicht damit zunächst seine irdische, physische Präsenz. Im Allgemeinen scheint es darum zu gehen, die menschlichen Bedürfnisse des Körpers und der Seele in ein Gleichgewicht zu bringen.
Inhaltlich befasst sich das Gedicht damit, die Doppelgesichtigkeit des lyrischen Ichs darzustellen. Hierbei besagt der Dichter, dass er sowohl in der Lage ist, den Durst des Fleisches als auch den der Seele zu stillen. Es wird das Bild von einem Menschen gezeichnet, der sich in schwachen Momenten dem Göttlichen zuwendet, aber auch in starken Momenten in der Lage ist, sich dem Unvermeidbaren, symbolisiert durch „heilige Todeswunde“, zu stellen. In der dritten Strophe betet das lyrische Ich ohne Worte, eine Handlung, die die tiefen emotionalen und spirituellen Aspekte des Menschseins betont.
Das Gedicht ist in drei vierzeilige Strophen mit einem einfachen Reimschema (aabb) unterteilt, was bei seiner Einfachheit hilft. Die Sprache ist klar und direkt, verzichtet auf üppige Metaphern und konzentriert sich auf die Darstellung der inneren Konflikte des lyrischen Ichs. Die Verwendung von starken, aktiven Verben wie „schwingen“, „heben“ und „knieen“ verleiht dem Gedicht eine dynamische und leidenschaftliche Qualität.
„Frank Wedekinds „Gott und Welt“ steht somit im Zeichen der Auseinandersetzung mit dem menschlichen Dasein - zwischen dem Irdischen und dem Göttlichen, zwischen Körper und Seele, zwischen der Schwäche und der Stärke. Das Gedicht präsentiert eine humanistische Sicht auf die Menschheit, in der das Individuum beides ist: ein Wesen des Fleisches und der Seele und, dass beide Aspekte gleichermaßen wichtig sind. Es zeigt auch eine Verbindung zur Moderne, in der die traditionellen Glaubenssysteme in Frage gestellt und die Menschheit aufgefordert wird, ihren eigenen Weg in der Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens zu suchen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Gott und Welt“ ist Frank Wedekind. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. 1905 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in München. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 64 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Frank Wedekind sind „Am Scheidewege“, „An Berta Maria, Typus Gräfin Potocka“ und „An Bruno“. Zum Autor des Gedichtes „Gott und Welt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.
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