Gold von Joachim Ringelnatz

Gold macht nicht jeden reich,
Gold ist geschmeidig und weich
Wie ein Lurch.
Schlängelt sich zwischen den Fingern durch.
Gold entrollt, von Gott gewollt.
 
Gold soll nicht frech sein.
Gold darf nicht Blech sein,
Nicht durchmessingt oder durchsilbert.
Gold will redlich frei sein,
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Ohne aufgezwungnes Beisein,
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Hören Sie, Gilbert?
 
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Gold macht uns trunken. Gold
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Stinkt als Halunkensold.
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Gold macht nicht gut.
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Gold wittert Blut.
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Gold macht nicht froh.
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Wo ist Gold? Wo?
 
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In Europa ist kein Gold mehr da.
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Alles Gold ist in Amerika.
 
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Doch Sie haben recht, mein lieber Mister,
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Deutschland nährt ein bißchen viel Minister.
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In den Einzelstaats-Beamtenheeren
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Könnte man die Hälfte gut entbehren.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Gold“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
23
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gold“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Damit fällt dieses Werk in den Bereich der periodischen Literatur der Weimarer Republik und des beginnenden Nationalsozialismus in Deutschland. Meine erste Reaktion auf das Gedicht ist, dass es recht direkt und nicht verschleiert ist. Es scheint eine klare Haltung zu Reichtum und Macht zu haben, die von einer gewissen Verachtung und Misstrauen geprägt ist.

Inhaltlich beschäftigt sich das Gedicht mit der Betrachtung von Gold, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne, als Maßstab für Reichtum und Macht. Das lyrische Ich hinterfragt die Annahme, dass Gold universell begehrt und positiv ist. Es diskutiert die Eigenschaften und die Rolle, die Gold und, im weiteren Sinn, Reichtum in der Gesellschaft spielt. Abschließend kritisiert es die Tatsache, dass es in Deutschland zu viele gut bezahlte Beamte gibt.

Die Form des Gedichts ist recht klar strukturiert. Die Strophen variieren in der Länge, was einen etwas zerfaserten Eindruck hinterlässt, der aber auch die variierenden Gedanken und Reflexionen des lyrischen Ichs widerspiegeln könnte. Die Sprache ist recht einfach und direkt. Der Dichter verwendet einfache Worte und Sätze und philosophiert nicht hochtrabend oder metaphorisch. Dabei verwendet er den direkten Appell an eine Figur namens „Gilbert“ und „Mister“, was dazu beiträgt, das Gedicht zugänglicher und weniger abstrakt zu machen.

Die kritische Haltung gegenüber dem etablierten System und die Abkehr von traditionellen Werten sind typisch für die avantgardistische Literatur des frühen 20. Jahrhunderts. Die explizite sozialkritische Botschaft ist ein klares Beispiel für die politische und gesellschaftliche Aktivität von Künstlern in dieser Zeit. Dieser Text widerspiegelt die veränderten sozialen Bedingungen und die Rolle der Literatur als Instrument zur Untersuchung und Kritik von gesellschaftlichen Gegebenheiten.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Gold“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 23 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gold“ weitere 560 Gedichte vor.

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