Von der Freundlichkeit der Welt von Bertolt Brecht

Auf die Erde voller kaltem Wind
Kamt ihr alle als ein nacktes Kind.
Frierend lagt ihr alle ohne Hab
Als ein Weib euch eine Windel gab.
 
Keiner schrie euch, ihr wart nicht begehrt
Und man holte euch nicht im Gefährt.
Hier auf Erden wart ihr unbekannt
Als ein Mann euch einst nahm an der Hand.
 
Und die Welt, die ist euch gar nichts schuld:
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Keiner hält euch, wenn ihr gehen wollt.
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Vielen, Kinder, wart ihr vielleicht gleich.
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Viele aber weinten über euch.
 
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Von der Erde voller kaltem Wind
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Geht ihr all bedeckt mit Schorf und Grind.
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Fast ein jeder hat die Welt geliebt
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Wenn man ihm zwei Hände Erde gibt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Von der Freundlichkeit der Welt“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1927
Epoche
Exilliteratur,
Nachkriegsliteratur

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Von der Freundlichkeit der Welt“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Bertolt Brecht. Geboren wurde Brecht im Jahr 1898 in Augsburg. Das Gedicht ist im Jahr 1927 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Exilliteratur oder Nachkriegsliteratur zugeordnet werden. Der Schriftsteller Brecht ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Autoren, die ins Exil fliehen, also ihr Heimatland verlassen mussten. Dies geschah insbesondere zu Zeiten des Nationalsozialismus. Die Exilliteratur geht aus diesem Umstand hervor. Der Ausgangspunkt der Exilbewegung Deutschlands war der Tag der Bücherverbrennung am 30. Mai 1933. Die Exilliteratur der Literaturgeschichte Deutschlands bildet eine eigene Literaturepoche und folgt auf die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik. Die Themen der deutschen Exilliteratur lassen sich zunächst in zwei Gruppen einteilen. Einige Schriftsteller fühlten sich in ihrer neuen Heimat nicht zu Hause, hatten Heimweh und wollten einfach in ihr altes Leben vor dem Nationalsozialismus zurückkehren. Oft konnten sie im Ausland nicht mehr ihrer Arbeit als Schriftsteller nachgehen, da sie nur in Deutsch schreiben konnten, was im Ausland niemand verstand. Heimweh und ihre Liebe zum Mutterland sind die Themen in ihren Werken. Die anderen Schriftsteller wollten sich gegen Nazideutschland wehren. Man wollte einerseits die Welt über die Grausamkeiten in Deutschland aufklären. Andererseits aber auch den Widerstand unterstützen. Anders als andere Literaturepochen, die zum Beispiel bei der formalen Gestaltung (also in Sachen Metrum, Reimschema oder dem Gebrauch bestimmter rhetorischer Mittel) ganz charakteristische Merkmale aufweisen, ist die Exilliteratur nicht durch bestimmte formale Merkmale gekennzeichnet. Allerdings gab es einige neue Gattungen, die in dieser Literaturepoche geboren wurden. Das epische Theater von Brecht oder auch die historischen Romane waren neue literarische Textsorten. Aber auch Flugblätter und Radioreden der Widerstandsbewegung sind hierbei als neue Textsorten zu erwähnen. Oftmals wurden die Texte auch getarnt, so dass sie trotz Zensur nach Deutschland gebracht werden konnten. Dies waren dann die sogenannten Tarnschriften.

Das 110 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Bertolt Brecht sind „Die Liebenden“, „An die Nachgeborenen“ und „Schlechte Zeit für Lyrik“. Zum Autor des Gedichtes „Von der Freundlichkeit der Welt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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