Schlechte Zeit für Lyrik von Bertolt Brecht

Ich weiß doch: nur der Glückliche
Ist beliebt. Seine Stimme
Hört man gern. Sein Gesicht ist schön.
 
Der verkrüppelte Baum im Hof
Zeigt auf den schlechten Boden, aber
Die Vorübergehenden schimpfen ihn einen Krüppel
Doch mit Recht.
 
Die grünen Boote und die lustigen Segel des Sundes
Sehe ich nicht. Von allem
 
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Sehe ich nur der Fischer rissiges Garnnetz.
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Warum rede ich nur davon
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Daß die vierzigjährige Häuslerin gekrümmt geht?
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Die Brüste der Mädchen
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Sind warm wie ehedem.
 
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In meinem Lied ein Reim
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Käme mir fast vor wie Übermut.
 
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In mir streiten sich
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Die Begeisterung über den blühenden Apfelbaum
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Und das Entsetzen über die Reden des Anstreichers.
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Aber nur das zweite
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Drängt mich, zum Schreibtisch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Schlechte Zeit für Lyrik“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1898 - 1956
Epoche
Exilliteratur,
Nachkriegsliteratur

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Schlechte Zeit für Lyrik“ des Autors Bertolt Brecht. Brecht wurde im Jahr 1898 in Augsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1914 und 1956 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Exilliteratur oder Nachkriegsliteratur zuordnen. Bei dem Schriftsteller Brecht handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Schriftsteller, die ins Exil fliehen, also ihr Heimatland verlassen mussten. Dies geschah insbesondere zu Zeiten des Nationalsozialismus. Die Exilliteratur geht aus diesem Umstand hervor. Der Ausgangspunkt der Exilbewegung Deutschlands war der Tag der Bücherverbrennung am 30. Mai 1933. Die Exilliteratur bildet eine eigene Literaturepoche in der deutschen Literaturgeschichte. Sie schließt an die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik an. Die Themen der deutschen Exilliteratur lassen sich zunächst in zwei Gruppen einteilen. Einige Autoren fühlten sich in ihrer neuen Heimat nicht zu Hause, hatten Heimweh und wollten einfach in ihr altes Leben vor dem Nationalsozialismus zurückkehren. Oftmals konnten sie im Ausland nicht mehr ihrer Arbeit als Schriftsteller nachgehen, da sie nur in deutscher Sprache schreiben konnten, was im Ausland niemand verstand. Heimweh und ihre Liebe zum Mutterland sind die Themen in ihren Werken. Andere Schriftsteller wollten sich gegen Nazideutschland wehren. Man wollte einerseits die Welt über die Grausamkeiten in Deutschland aufklären. Andererseits aber auch den Widerstand unterstützen. Bestimmte formale Merkmale lassen sich jedoch nicht finden. Allerdings gab es einige neue Gattungen, die in dieser Epoche geboren wurden. Das epische Theater von Bertolt Brecht oder auch die historischen Romane waren neue literarische Textsorten. Aber auch Flugblätter und Radioreden der Widerstandsbewegung sind hierbei als neue Textsorten zu erwähnen. Oftmals wurden die Texte auch getarnt, so dass sie trotz Zensur nach Deutschland gebracht werden konnten. Dies waren dann die sogenannten Tarnschriften.

Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 114 Worte. Der Dichter Bertolt Brecht ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Liebenden“, „An die Nachgeborenen“ und „Von der Freundlichkeit der Welt“. Zum Autor des Gedichtes „Schlechte Zeit für Lyrik“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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