Tränen des Vaterlandes von Andreas Gryphius

Thränen des Vaterlandes / Anno 1636. (1663)

Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun
Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret.
 
Die Türme stehn in Glut, die Kirch' ist umgekehret.
Das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun,
Die Jungfern sind geschänd't, und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret.
 
Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frisches Blut.
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Dreimal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flut,
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Von Leichen fast verstopft, sich langsam fort gedrungen.
 
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Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
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Was grimmer denn die Pest, und Glut und Hungersnot,
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Dass auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Tränen des Vaterlandes“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
127
Entstehungsjahr
1636
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Tränen des Vaterlandes“ ist Andreas Gryphius. Der Autor Andreas Gryphius wurde 1616 in Glogau geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1636. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Der Schriftsteller Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die deutsche Literaturepoche des Barock beginnt circa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „schiefrunde Perle“. Der Barock ist durch ein zentrales Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die desaströsen sanitären Bedingungen konnten sich Seuchen ausbreiten. Rund dreißig Prozent der Menschen kamen durch den Krieg und sich ausbreitenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die massive Verminderung der Bevölkerung erlahmte das wirtschaftliche Leben zunehmend. Die Dichter thematisierten die Gegensätze in fast allen Lebensbereichen. Dies bezeichnet man auch als Antithetik. Inhaltlich folgten die Dichter der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Jenseits und Diesseits, Schein und Sein oder Blüte und Verfall. Im Zeitalter des Barocks löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Die Hauptvertreter der Dichtung im Barock sind Martin Opitz, Paul Fleming, Andreas Gryphius, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Johann Christian Günther, Simon Dach, Angelus Silesius und Friedrich von Logau.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 127 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Andreas Gryphius sind „An H. Christoph von Dihr“, „An Jolinden“ und „An den gecreutzigten Jesum“. Zum Autor des Gedichtes „Tränen des Vaterlandes“ haben wir auf abi-pur.de weitere 461 Gedichte veröffentlicht.

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