Glück der Entfernung von Johann Wolfgang von Goethe
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Trink’, o Jüngling! heil’ges Glücke |
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Taglang aus der Liebsten Blicke; |
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Abends gaukl’ ihr Bild dich ein. |
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Kein Verliebter hab’ es besser; |
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Doch das Glück bleibt immer größer, |
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Fern von der Geliebten seyn. |
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Ew’ge Kräfte, Zeit und Ferne, |
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Heimlich wie die Kraft der Sterne, |
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Wiegen dieses Blut zur Ruh. |
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Mein Gefühl wird stets erweichter; |
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Doch mein Herz wird täglich leichter |
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Und mein Glück nimmt immer zu. |
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Nirgends kann ich sie vergessen; |
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Und doch kann ich ruhig essen, |
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Heiter ist mein Geist und frei; |
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Und unmerkliche Bethörung |
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Macht die Liebe zur Verehrung, |
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Die Begier zur Schwärmerey. |
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Aufgezogen durch die Sonne |
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Schwimmt im Hauch äther’scher Wonne |
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So das leichtste Wölkchen nie, |
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Wie mein Herz in Ruh und Freude. |
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Frei von Furcht, zu groß zum Neide, |
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Lieb’ ich, ewig lieb’ ich sie! |
Details zum Gedicht „Glück der Entfernung“
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1767/68
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
„Glück der Entfernung“ ist ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Literatur. Goethe lebte von 1749 bis 1832, sodass das Gedicht in die Epoche der Weimarer Klassik eingeordnet werden kann.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht lebensbejahend und paradox zugleich, in dem es das Glück der Entfernung vom geliebten Menschen hervorhebt. Es besteht aus vier Strophen mit jeweils sechs Versen.
Das lyrische Ich schildert in dem Gedicht sein Gefühl der Liebe und Glückseligkeit, trotz der physischen Distanz zur geliebten Person. Es betont die Schönheit und Stärkung der Empfindungen, die durch die Entfernung hervorgerufen werden. Das Gedicht vermittelt die Botschaft, dass Liebe nicht unbedingt Nähe benötigt, sondern, dass sie auch durch Distanz gestärkt und idealisiert werden kann.
Formal folgt das Gedicht keinem strengen Reimschema, obwohl es in jeder Strophe einige Reime gibt. Die Sprache, die Goethe verwendet, ist antikisierend und pathetisch, was typisch ist für die Weimarer Klassik. Die Natur wird häufig als Vergleich und Metapher verwendet, um Gefühle darzustellen. Beispielsweise werden „die Kraft der Sterne“ oder „das leichteste Wölkchen“ genutzt, um die Leichtigkeit und Freiheit der Liebe in der Ferne zu verdeutlichen.
Zusammengefasst handelt das Gedicht „Glück der Entfernung“ von Goethe von der Paradoxie der Liebe, die durch Distanz verstärkt und idealisiert wird. Goethe verwendet starke, emotionale Sprache und Naturmetaphern, um die Intensität dieser Empfindungen zu vermitteln. Das Gedicht illustriert seine Fähigkeit, komplexe Gefühle und Situationen mit Tiefe und Schönheit zu beschreiben.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Glück der Entfernung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. Geboren wurde Goethe im Jahr 1749 in Frankfurt am Main. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 6768 zurück. Stuttgart und Tübingen ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.
Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Der Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Vertreter waren meistens junge Autoren, zumeist nicht älter als 30 Jahre. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Goethe, Schiller und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.
Einer der wichtigsten Autoren der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Todesjahr (1832) ist gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Zum Teil wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die wichtigsten Themen. Die Weimarer Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik kennzeichnend. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die Hauptvertreter der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.
Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 131 Worte. Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An Belinden“, „An Lida“ und „An den Mond“. Zum Autor des Gedichtes „Glück der Entfernung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.
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