Weihnachten von Franz Grillparzer

1	Am heilgen Christtagabend
2	Den Kindern man beschert,
3	Da ist denn eitel Freude
4	An Wägelchen und Pferd.
5	Am heilgen Christtagabend,
6	Obgleich ich längst kein Kind,
7	Hat man mir auch bescheret,
8	Gut, wie die Menschen sind.
9	Man gab mir einen Kummer,
10	Man gab mir eine Qual,
11	Die tief am Leben naget,
12	Das längst schon geht zu Tal.
13	Man gab mir die Gewißheit,
14	Mein Streben sei verkannt,
15	Und ich ein armer Fremdling
16	In meinem Vaterland,
17	Man hat beim nahnden Winter
18	Genommen mir das Nest
19	Und hieß mich weiter wandern
20	Für meines Lebens Rest.
21	Doch ists der Lauf der Zeiten,
22	Ein Trost nur stellt sich dar:
23	Bin ich auch nichts geworden,
24	Ich blieb doch der ich war.

Details zum Gedicht „Weihnachten“

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Weihnachten“ des Autors Franz Grillparzer. 1791 wurde Grillparzer in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1844 zurück. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier oder Realismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Grillparzer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 113 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Franz Grillparzer sind „Am Morgen nach einem Sturm“, „An einen Freund“ und „Beethoven“. Zum Autor des Gedichtes „Weihnachten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 300 Gedichte vor.

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