Gluggere von Paul Haller

Frä Gluggere, Frä Gluggere,
Wo schaffet eue Ma?
He, eben ist er nie dehäim.
I säg’ echs, gwüß, ’s verläidet äim,
Eson en Läbtig z’ha!
 
Näi losed au! näi säged au!
Was trybt er denn bis z’Nacht?
Er lauft de junge Bibene noh.
Iez säged, sonen alte Ma,
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Wi das e Gattig macht!
 
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Me glaubti’s nid, me traumti’s nid!
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Und iez, wo wänd’r hi?
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Gäl, wen ech das no säge wett!
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Iez laufi halt, wo’s Güggel het,
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Und speere d’Hüehndli y.
 
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Herrjeh! wi isch doch d’Wält so bös!
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Und denn di arme Chind?
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Jo, gäled, son en Ma isch schlächt?
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’S isch gwüß nid rächt und ’s isch nid rächt,
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Wi d’Lüt efange sind!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Gluggere“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
123
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Gluggere“ ist von Paul Haller, einem schweizerischen Dichter, der von 1882 bis 1920 lebte. Bezogen auf die Lebenszeit des Autors kann das Gedicht also im Kontext von spätem 19. und frühem 20. Jahrhundert verortet werden.

Auf den ersten Blick fällt der sprachliche Dialekt auf, der dem Schweizerdeutschen zuzuordnen ist und somit lokale Zugehörigkeit und regionale Identität unterstreicht. Generell ist die sprachliche Eigenschaft des Gedichts sehr volkstümlich und volksnah, was auch inhaltlich zum Ausdruck kommt.

Das lyrische Ich, wahrscheinlich eine Dame, spricht einen zweiten Charakter, die „Frä Gluggere“ an und berichtet von einem Mann, der ständig abwesend ist und dessen Verhalten ihr Missfallen erregt. Der Kontext lässt darauf schließen, dass sie über ihren Ehemann spricht, der nach ihrem Dafürhalten seine Pflichten vernachlässigt, womöglich auch untreu ist. Sie äußert Unzufriedenheit und Frustration über den Zustand der Dinge und die gesellschaftliche Situation, in der die Menschen („d'Lüt“) Leben.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils fünf Versen. Eine durchgehende Reimstruktur ist nicht erkennbar, was eine gewisse Alltagssprache und einen natürlichen, eher prosaischen Ton impliziert.

Die Sprache im Gedicht ist expressiv und emotional betont, einschließlich Ausdrücken wie „Herrjeh!“ und wiederholter Betonung von Gefühlen der Ungerechtigkeit und des Unrechts („'S isch gwüß nid rächt“). Bedeutende Themen, die durch die Lyrik reflektiert werden, sind familiäre und gesellschaftliche Werte und Normen, Verantwortung und die Rolle des Mannes im familiären und gesellschaftlichen Zusammenhang.

Das Gedicht vermittelt ein Bild familiärer und gesellschaftlicher Strukturen in einer bestimmten Region und Zeit und unterstreicht die Rolle der Sprache als Mittel zur Darstellung kultureller und sozialer Identität.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Gluggere“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Haller. Haller wurde im Jahr 1882 in Rein bei Brugg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1898 bis 1920 entstanden. In Aarau ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Naturalismus zuordnen. Der Schriftsteller Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 123 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Paul Haller ist auch der Autor für Gedichte wie „Augen“, „Bei Morcote“ und „Conrad Ferdinand Meyer“. Zum Autor des Gedichtes „Gluggere“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.

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