Glattgedehnter Fluthenspiegel von Marie Eugenie Delle Grazie

Glattgedehnter Fluthenspiegel,
Sonnenfrohe Schau!
Wolken, zart wie Mövenflügel
Schwimmen durch das Blau ...
 
Gold’ne Funken blitzen, irren,
Tanzen über’s Meer
Und zerfließen und entschwirren
Wie ein Mückenheer.
 
Weißlich glüh’n die Felsenzinken,
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Roth die Küstenwand,
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Und die Uferklippen blinken
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Silbern wie der Strand;
 
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Zwischen Luft und Licht verloren
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Seh’ ich’s endlos blau’n,
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Und wir eitle Wissensthoren
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Wollen mehr, als schau’n!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Glattgedehnter Fluthenspiegel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
64
Entstehungsjahr
1892
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Glattgedehnter Fluthenspiegel“ stammt von der österreichischen Schriftstellerin Marie Eugenie Delle Grazie, die von 1864 bis 1931 lebte. Ergo lässt sich das Gedicht also zeitlich in die Epoche des Naturalismus bzw. des Symbolismus einordnen.

Ein erster Eindruck des Gedichts wäre, dass es sich um eine sehr visuelle, bildreiche Darstellung einer Seelandschaft handelt, die vom lyrischen Ich intensiv wahrgenommen und beschrieben wird.

Im Inhalt geht es um die Beschreibung einer Meereslandschaft. Das lyrische Ich nimmt das Spiel von Sonne, Wasser und Wolken wahr und ist fasziniert von dem Schauspiel, das sich ihm bietet. Es schildert die Bewegungen und Farbenspiele in der Landschaft, beobachtet das Auftauchen und Verschwinden von goldenen Funken, die Zersetzung von Wolken wie ein Schwarm Fliegen und die Erleuchtung der Küstenlandschaft in verschiedenen Farbtönen. Am Ende des Gedichts reflektiert das lyrische Ich über die Begrenztheit seiner Wahrnehmung und das menschliche Streben, mehr als nur das augenscheinlich Sichtbare zu erfassen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit je vier Versen. Es ist in freien Versen geschrieben, ohne konkrete Reimschemata oder ein gleichbleibendes Metrum. Die Sprache des Gedichts ist bildreich und metaphorisch. Der Fluss des Wassers, die blendenden Sonnenfunken und die schillernden Farben der Landschaft werden mittels personifizierenden und naturnahen Metaphern zum Leben erweckt. Ihnen wird eine Dynamik und eine Lebendigkeit zugeschrieben, die das lyrische Ich in seiner Wahrnehmung unmittelbar zu erfassen versucht. Die abschließende Reflexion über die Grenzen der Wahrnehmung und des Wissens verleiht dem Gedicht auch eine philosophische Dimension.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Glattgedehnter Fluthenspiegel“ von Marie Eugenie Delle Grazie eine eindrucksvolle Darstellung von Naturerleben und Wahrnehmungsreflexion ist, deren sprachliche Schönheit und gedankliche Tiefe den Reiz des Gedichts ausmachen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Glattgedehnter Fluthenspiegel“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Marie Eugenie Delle Grazie. Delle Grazie wurde im Jahr 1864 in Weißkirchen (Bela Crkva) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1892 zurück. In Leipzig ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her der Epoche Realismus zuordnen. Delle Grazie ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 64 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Dichterin Marie Eugenie Delle Grazie ist auch die Autorin für Gedichte wie „Abendsonnenschein“, „Abschied“ und „Addio“. Zur Autorin des Gedichtes „Glattgedehnter Fluthenspiegel“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 71 Gedichte vor.

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