Gladderadatsch von Joachim Ringelnatz
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Es hatte ein Igel sich geckenhaft und blasiert |
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Am ganzen Körper von oben bis unten rasiert, |
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Weil er abstechen wollte. |
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Stach wirklich auch ab. Da nahte ein Fuchs. |
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Worauf der Igel sich igelartig zusammenrollte. |
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Aber der Fuchs verschluckte ihn flugs. |
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Igel bat Fuchsen, ihn doch wieder auszubrechen; |
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Er sei ein Igel und könnte empfindlich stechen. |
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Und mittelst bauchrhetorischer Worte |
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Sprach der Fuchs: „Sie müssen verzeihn; |
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Ich hielt Sie für ein kindliches Schwein, |
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Werde nun aber sofort Sie befrein. |
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Wenn ich bitten darf – durch die Hinterpforte.“ |
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Der Igel gab keinen Laut |
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Mehr von sich. Er war schon verdaut. |
Details zum Gedicht „Gladderadatsch“
Joachim Ringelnatz
1
15
97
1924
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
„Gladderadatsch“ ist ein Gedicht von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, bekannt für seinen humorvollen und manchmal makabren Stil.
Auf den ersten Blick scheint dieses Gedicht eine humorvolle und skurrile Geschichte über einen Igel zu erzählen, der versucht, sich von der Masse abzuheben, aber stattdessen vom Pech verfolgt wird.
Über den Inhalt gesprochen, geht es um einen Igel, der versucht, sich hervorzuheben und interessant zu erscheinen, indem er sich rasiert. Dieser Entscheid führt jedoch dazu, dass er für ein Schwein gehalten und vom Fuchs gefressen wird. Der Igel versucht daraufhin zu verhandeln und möchte, dass der Fuchs ihn wieder ausspuckt. Doch anstatt Hilfe zu erhalten, wird er aufgrund seines fehlenden typischen Aussehens nicht mehr erkannt und schließlich verdaut.
Die Botschaft des Gedichts könnte als eine Mahnung interpretiert werden, sich nicht zu stark von seiner natürlichen Identität zu entfernen oder sich zu sehr zu verändern, um Anerkennung oder Aufmerksamkeit zu erlangen, da dies negative Konsequenzen haben könnte, wie es im Fall des Igels der Fall ist, der seine natürliche Verteidigung (seine Stacheln) aufgibt und dadurch zum Opfer wird.
Formal gesehen, besteht „Gladderadatsch“ aus 15 Versen ohne strikten Reimschema, was typisch für Ringelnatz' Stil ist.
Die Sprache des Gedichts ist einfach und geradlinig, mit gelegentlichen humorvollen Ausdrücken, die die absurde Situationskomik unterstreichen. Wörter wie „geckenhaft“, „blasiert“ und „igelartig“ tragen zur humoristischen Darstellung des Igels bei, während der Fuchs mit seinem Höflichkeit und seinen „bauchrhetorischen Worten“ eher ironisch und spöttisch wirkt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Gladderadatsch“ ein humorvolles, aber doch nachdenklich stimmendes Gedicht ist, das das Thema Identität und die potenziellen Gefahren von Veränderungen und Anpassungsversuchen behandelt.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Gladderadatsch“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. 1924 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 97 Worte. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gladderadatsch“ weitere 560 Gedichte vor.
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