Zwei Herrscher von Franz Grillparzer

1	Vorlängst Alexander der Große,
2	Aus Mißbrauch so genannt,
3	Kam aus der Mutter Schöße
4	Als Herr von wenig Land.
5	Und daß er ein Großer werde,
6	Tat Krieg und Schlacht ihm not,
7	Er färbte mit Blut die Erde
8	Und tauchte das Leben in Tod.
9	Du wardst so groß geboren,
10	Daß fast die Bürde zu schwer,
11	Dir hat Gehorsam geschworen
12	Ein Weltteil und wohl noch mehr.
13	Du brauchst nicht nach außen zu schweifen,
14	Für dich ist alles zu klein,
15	Um an die Wolken zu streifen,
16	Brauchst du nur du selber zu sein.
17	Wie andre der Ehrgeiz quäle,
18	Du merkst seinen Stachel kaum,
19	Und fandest im Innern der Seele
20	Allein noch zu wachsen Raum.
21	Wem Gott noch Sieg beschieden,
22	Ist doch nur Gott bewußt,
23	Du schöpftest der Welt den Frieden
24	Aus dem deiner eignen Brust.
25	Von deinem Kaiserschlosse
26	Löst sich die Taube los.
27	Sei nur Alexander der Große!
28	Denn Großmut auch ist groß.

Details zum Gedicht „Zwei Herrscher“

Gedicht-Analyse

Franz Grillparzer ist der Autor des Gedichtes „Zwei Herrscher“. 1791 wurde Grillparzer in Wien geboren. Zwischen den Jahren 1807 und 1872 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier oder Realismus zu. Grillparzer ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 149 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Der Dichter Franz Grillparzer ist auch der Autor für Gedichte wie „Vorzeichen“, „Werbung“ und „Zwischen Gaeta und Kapua“. Zum Autor des Gedichtes „Zwei Herrscher“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 300 Gedichte vor.

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