Giraffen im Zoo von Joachim Ringelnatz

Wenn sich die Giraffen recken,
Hochlaub sucht die spitze Zunge,
Das ihnen so schmeckt, wie junge
Frühkartoffeln mit Butter mir schmecken.
 
Hohe Hälse. Ihre Flecken
Sehen aus wie schön gerostet.
Ihre langsame und weiche
Rührend warme Schnautze kostet
Von dem Heu, das ich nun reiche.
 
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Lauscht ihr Ohr nach allen Seiten,
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Sucht nach wild vertrauten Tönen.
 
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Da sie von uns weiter schreiten,
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Träumt in ihren stillen, schönen
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Augen etwas, was erschüttert,
 
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Hoheit. So, als ob sie wüßten,
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Daß nicht Menschen, sondern daß ein
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Schicksal sie jetzt anders füttert.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Giraffen im Zoo“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Giraffen im Zoo“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Seine Werke fallen somit in die Epoche der Weimarer Republik und des Expressionismus.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass Ringelnatz eine sehr bildhafte und detailgenaue Sprache benutzt, um die Giraffen zu beschreiben. Das inszenierte Erlebnis im Zoo, die Interaktion mit den Giraffen und ihre Beschreibung erzeugen eine intime Atmosphäre und führen uns in ihre Welt ein.

Inhaltlich beginnt das Gedicht mit einer bildhaften Darstellung der Giraffen, die mit ihren langen Hälsen hohe Blätter fressen, wobei der Vergleich mit seinen eigenen Vorlieben, den Frühkartoffeln mit Butter, eine Brücke zwischen dem menschlichen und tierischen Erleben schlägt. Im weiteren Verlauf wird die Erscheinung der Giraffen beschrieben, ihre Darstellung mit gefleckter Haut, wie „schön gerostet“, ihre sanfte und warme Schnautze und das Ohr, das lauschend in alle Richtungen ausgerichtet ist. Es wird auch angedeutet, dass sie nach wilden, vertrauten Tönen suchen.

In den letzten Strophen entwickelt sich eine eher melancholische Stimmung. Es wird suggeriert, dass die Giraffen träumen und in ihren Augen etwas erschüttert ist. Das Gedicht endet mit einer Anspielung auf ihr Schicksal, aus dem Zusammenhang gerissen und nun vom Menschen gefüttert zu werden, was den Gedanken weckt, dass sie eigentlich in die Wildnis gehören und nicht in einen Zoo.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit variierender Anzahl an Versen, in einer freien Form ohne festes Reimschema. Die Sprache ist bildreich und sowohl in den direkten Beschreibungen der Giraffen als auch in den metaphorischen Andeutungen über ihr Schicksal besonders ausdrucksstark.

Ringelnatz' Gedicht „Giraffen im Zoo“ lässt den Leser einen Gedanken über die natürliche Freiheit von Tieren versus ihrer Gefangenschaft im Zoo reflektieren. Der poetische Text ist sowohl eine Ode an die Schönheit und Stärke der Giraffen, als auch eine kritische Betrachtung des Zoolebens und des menschlichen Eingriffs in die natürliche Ordnung.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Giraffen im Zoo“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. 1933 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 88 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 17 Versen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Zum Autor des Gedichtes „Giraffen im Zoo“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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