Auff Herrn Joachim Spechts vornehmen Medici vnd Philosophi Hochzeit von Andreas Gryphius

1	In dem der Sternen-Printz von vns begint zu weichen/
2	Mits Somers warmer Lufft/ in dem das grüne Kleid
3	Den Wiesen durch den Frost des Herbsts wird abgemeyt/
4	Vnd von dem Scorpion die matten Bäum erbleichen;
5	Fangt auch der Vögel-Schar an in Ihr Nest zuschleichen/
6	Drumb schawt auch vnser Specht sich vm zu dieser zeit;
7	In welchem Ort Er doch des Winters Grimmigkeit
8	Entgeh/ vnd ob ein Nest vor Ihn sey zu erreichen/
9	In dem Er also sucht/ zeigt ihm Cupido an
10	Ein Ort/ in dem Er sich gar sicher trawen kan/
11	Drauff ist Er/ Jungfraw Braut/ in Ewre Arm geflogen/
12	Bey den Er voll von Lust Ihm seinen Sitz erkiest/
13	Vñ weil Er ewrer Lieb gar hoch versichert ist/
14	Wird mancher junger Specht drin werden aufferzogen.

Details zum Gedicht „Auff Herrn Joachim Spechts vornehmen Medici vnd Philosophi Hochzeit“

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Auff Herrn Joachim Spechts vornehmen Medici vnd Philosophi Hochzeit“ ist Andreas Gryphius. Im Jahr 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Im Jahr 1636 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „unregelmäßige, schiefrunde Perle“. Der Barock ist durch ein zentrales Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die schlechten sanitären Bedingungen konnten sich Infektionskrankheiten rasend ausbreiten. Rund ein Drittel der Menschen kamen durch den Krieg und grassierenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die immense Verminderung der Bevölkerung erlahmte das wirtschaftliche Leben zunehmend. Krieg und Elend lösten in der ärmeren Bevölkerung ein starkes Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Im Gegensatz dazu lebten die absolutistischen, alleinigen Herrscher in protzigen Luxus und ließen sich Schlösser voller Prunk errichten. Diese Gegensätze von Lebenslust und Todesangst bzw. Luxus und Armut spiegelten sich ebenfalls in der Literatur wider. In der Lyrik wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren des Barock begannen, ihre Werke in Deutsch zu veröffentlichen. Im Zeitalter des Barocks war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb zur gehobenen Unterhaltung oder bei Hofe zur Fürstenhuldigung. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Lyriker zum Anlass von Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten. Die Lyrik des Barocks wird daher auch als Gesellschaftsdichtung bezeichnet.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 126 Worte. Die Gedichte „An die Sternen“, „An die Welt“ und „An sich Selbst“ sind weitere Werke des Autors Andreas Gryphius. Zum Autor des Gedichtes „Auff Herrn Joachim Spechts vornehmen Medici vnd Philosophi Hochzeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 461 Gedichte vor.

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