Gespräch mit einem Blasierten von Joachim Ringelnatz
1 |
Nun, wie war Ihr Flug? |
2 |
Fragte ich irgendwen. |
3 |
Er meinte: „Langweilig genug – – |
4 |
Immer bloß Landkarten sehn – – |
5 |
Außerdem zog es.“ |
6 |
Angst? |
7 |
„Mir gangst!“ |
8 |
Haben Sie gekeks’ …? |
9 |
„Keineswegs“, |
10 |
Lachte er oder log es. |
|
|
11 |
Wie war das Wetter? – „Bewegt.“ |
12 |
Hat Sie der Start aufgeregt? |
13 |
„Gar nicht. Ich schlief.“ |
14 |
Flogen Sie hoch? – „Nein, tief.“ |
|
|
15 |
Wie war das Personal? |
16 |
„Wahrscheinlich ganz bieder.“ |
17 |
Flogen Sie zum erstenmal? |
18 |
„Ja, und nie wieder.“ |
|
|
19 |
War denn die Landung vergnügt? |
20 |
„Nein, alles hundsmiserabel.“ |
21 |
Danke, sagte ich, genügt! |
22 |
Halten Sie jetzt Ihren Schnabel. |
Details zum Gedicht „Gespräch mit einem Blasierten“
Joachim Ringelnatz
4
22
82
1929
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht heißt „Gespräch mit einem Blasierten“ und wurde vom deutschen Autor Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte und seine wichtigsten Werke daher im Kontext der Weimarer Republik und des beginnenden Nationalsozialismus' verfasste.
Beim ersten Lesen wird sofort die Dialogform deutlich, in dem das lyrische Ich und eine blasierte, also überhebliche, gelangweilte Person miteinander sprechen. Der blasierte Charakter wird dabei durch seine Antworten deutlich gemacht, die von Ablehnung und Desinteresse gegenüber dem geschilderten Flugerlebnis geprägt sind.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Gespräch, in dem das lyrische Ich eine undefinierte Person nach deren Flugerlebnis befragt. Die Antworten sind durchweg negativ und ausweichend: Der Flug war langweilig, das Wetter war schlecht, das Personal war normal, der Start war unaufregend und die Landung war miserabel. Das Gedicht endet damit, dass das lyrische Ich der anderen Person sagt, sie soll schweigen.
Das lyrische Ich versucht, Interesse an dem Erlebnis der anderen Person zu zeigen, aber diese scheint ihre Erfahrung abzuwerten und verhält sich gleichgültig. Dies könnte als Kritik an einer überheblichen, gelangweilten Gesellschaft interpretiert werden, die selbst dem außergewöhnlichen Ereignis eines Fluges nichts abgewinnen kann.
Formal ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, die jeweils aus vier beziehungsweise zehn Versen bestehen. Die Sprache ist einfach und unverschnörkelt, was wahrscheinlich darauf abzielt, das blasierte Verhalten der anderen Person besser hervorzuheben.
Die Sprache des Gedichts ist sehr direkt und umgangssprachlich, wie es für Werke von Ringelnatz typisch ist. Ironie und Wortspiel, wie etwa in der letzen Zeile, wo das lyrische Ich die andere Person zum Schweigen auffordert, sind charakteristische Merkmale seiner Dichtung. Es lässt sich festhalten, dass Ringelnatz durch dieses Gedicht auf humorvolle Weise sozialkritisch die Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit seiner Zeitgenossen thematisiert.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Gespräch mit einem Blasierten“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. 1929 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 82 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gespräch mit einem Blasierten“ weitere 560 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joachim Ringelnatz
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht „Gespräch mit einem Blasierten“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
Weitere Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz (Infos zum Autor)
- ...als eine Reihe von guten Tagen
- 7. August 1929
- Abendgebet einer erkälteten Negerin
- Abermals in Zwickau
- Abgesehen von der Profitlüge
- Abglanz
- Abschied von Renée
- Abschiedsworte an Pellka
- Afrikanisches Duell
- Alone
Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt