An Ramler von Susanne von Bandemer

Nein, Theuerster! nie wird es mir gelingen,
Ein Epigramm, wie dein Katull, zu singen:
Hier fehlet Kürz’ und Energie,
Da Scherz, dort scharfes Salz; und bey verlorner Müh,
Verliert sich die Geduld und Lust zur Poesie.
Und kann ich, ohne zu erröthen,
Durch mein Geschwätz dir deine Stunden tödten?
Nein, lieber ewig aller Reimerey entsagt,
Als meinen Aristarch geplagt!
 
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Nein, besser, immer still geschwiegen,
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Als eine Welt um Beyfall zu betrügen,
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Den sich durch eigne Kunst ein Weib zu schwer erwirbt.
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Und nur Papier und Zeit und Kopf dazu verdirbt.
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Ich selber, bester Freund! ich fühle mich zu schwach,
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Den Regeln treu zu seyn, und staune schwindelnd an,
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Was nie mein Flug erreichen kann:
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Sonst keicht’ ich Ärmste gern euch Sonnenadlern nach.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „An Ramler“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „An Ramler“ und stammt von der Dichterin Susanne von Bandemer, geboren im Jahr 1751 und verstorben im Jahr 1828. Dies platziert das Gedicht in die Epoche der Aufklärung.

Auf den ersten Eindruck wirkt das lyrische Ich bescheiden und unsicher. Die Dichtern, die hier ihre eigenen Unzulänglichkeiten in Bezug auf das Schreiben betont, adressiert das Gedicht definitiv an ein gebildetes Publikum – möglicherweise an einen anderen Künstler oder Mentor.

In der ersten Strophe drückt das lyrische Ich seine persönliche Schwierigkeit und Frustration aus, ein gelungenes Epigramm zu schreiben, das den Werken von Katull ebenbürtig ist. Es wird darauf hingewiesen, dass seine Versuche entweder an Kürze, Energie, Humor oder einer scharfen Zunge scheitern und dass diese wiederholten Fehlversuche die Freude und Geduld am Schreiben zermürben. In der zweiten Strophe wird die Idee diskutiert, lieber zu schweigen, als zu versuchen, die Welt mit einer Kunst zu täuschen, die das lyrische Ich als kompliziert und aufwändig betrachtet. Das lyrische Ich fühlt sich den Regeln der Poesie nicht gewachsen und steht mit Bewunderung, aber auch Respekt und vermutlich Ehrfurcht vor dem, was es als unerreichbar ansieht.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit jeweils neun und acht Versen, es hat also keine strenge metrische Struktur, die dem modernen Verständnis einer strengen Dichtform entspricht. Die Sprache ist einfach, aber sehr präzise, und die bevorzugte Verwendung direkten Ausdrucks unterstützt den ehrlichen und offenen Ton des Gedichts. Der Ton ist eher melancholisch und drückt Unsicherheit und Frustration aus.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „An Ramler“ ein intimes und persönliches Gedicht ist, in dem das lyrische Ich offen über seine Schwierigkeiten beim Schreiben spricht und die großen literarischen Werke ehrfurchtsvoll und demütig würdigt.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „An Ramler“ ist Susanne von Bandemer. Bandemer wurde im Jahr 1751 in Berlin geboren. 1802 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 122 Worte. Die Gedichte „An Karl Hadermann“, „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“ und „An Madame Unzelmann“ sind weitere Werke der Autorin Susanne von Bandemer. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „An Ramler“ weitere 86 Gedichte vor.

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