Gespenst von Christian Morgenstern
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Es gibt ein Gespenst, |
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das frißt Taschentücher; |
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es begleitet dich |
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auf deiner Reise, |
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es frißt dir aus dem Koffer, |
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aus dem Bett, |
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aus dem Nachttisch, |
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wie ein Vogel |
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aus der Hand, |
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vieles weg, – |
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nicht alles, nicht auf Ein Mal. |
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Mit 18 Tüchern, |
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stolzer Segler, |
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fuhrst du hinaus |
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aufs Meer der Fremde, |
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mit acht bis sieben |
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kehrst du zurück, |
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ein Gram der Hausfrau. |
Details zum Gedicht „Gespenst“
Christian Morgenstern
1
18
61
nach 1887
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Gespenst“ stammt von dem deutschen Dichter Christian Morgenstern, der von 1871 bis 1914 lebte. Es fällt somit in die Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, die von der Modernisierung Europas, industrieller Revolution und soziokulturellen Umbrüchen geprägt war.
Auf den ersten Blick schildert das Gedicht einen alltäglichen und fast humorvollen Vorfall: das Verschwinden von Taschentüchern während einer Reise. Es wird ein unsichtbares Gespenst als metaphorischer Taschentuchdieb dargestellt, der den Reisenden begleitet und ihm Stück für Stück seine Taschentücher stiehlt. Trotz seiner Tarnung als humorvolle Erzählung berührt das Gedicht jedoch tiefere Gedanken und Gefühle. Es scheint die Erfahrung des Verlustes und der Veränderung während einer Reise wiederzugeben, symbolisiert durch das allmähliche Verschwinden der Taschentücher.
Das lyrische Ich entführt die Leser_innen auf eine metaphorische Reise, bei der Veränderungen, Übergänge und symbolische Verluste im Mittelpunkt stehen. Es geht auf eine Reise mit 18 Taschentüchern, und kehrt mit nur sieben oder acht wieder heim – eine Anspielung auf die Unvorhersehbarkeiten des Lebens und die unausweichliche Veränderung, die mit dem Älterwerden einhergeht. Der Vers „ein Gram der Hausfrau“ am Ende des Gedichts lässt auf einen leicht ironischen Blick auf die häusliche Zuständigkeit für das Waschen und Instandhalten der Taschentücher schließen.
Formal besteht das Gedicht aus 18 Versen, die in einer einzigen Strophe organisiert sind, es folgt kein spezifisches Reimschema. Die Sprache ist einfach und direkt, aber durch die metaphorische Verwendung des Gespensts und der Reise reich an Bildern und Symbolen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Morgensterns „Gespenst“ die kleinen und großen Verluste und Veränderungen des Lebens symbolisch in der alltäglichen Erfahrung des Vermissens von Taschentüchern während einer Reise darstellt – und dabei vielleicht auch ein Schmunzeln hervorruft.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Gespenst“ ist Christian Morgenstern. Geboren wurde Morgenstern im Jahr 1871 in München. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1887 und 1914. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei dem Schriftsteller Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 61 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Bundeslied der Galgenbrüder“, „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“ und „Das Auge der Maus“ sind weitere Werke des Autors Christian Morgenstern. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gespenst“ weitere 189 Gedichte vor.
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