Gerettet von Heinrich Kämpchen

Gottlob, nun schlägt die Freudenuhr,
Die Denkschrift ist gekommen!
Nun ist vom Bergmann an der Ruhr
Der Druck hinweggenommen.
Frei atmet wieder jede Brust,
Das Leid verwandelt sich in Lust,
Heil, heil, dem wackern Möller! –
 
Er hat die Retter ja entsandt,
Die Räte, die „Geheimen“ –
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Die haben allsogleich erkannt,
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Daß wir Gespenster träumen
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Und daß vorhanden keine Not,
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Daß nichts von allem uns bedroht,
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Wovor wir bang gezittert.
 
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Fürwahr, da sieht man wiederum,
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Jetzt müssen wir’s erkennen,
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Wir waren doch gewaltig dumm
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Mit unsrem Schrei’n und Flennen,
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Und unser Möller hatte Recht,
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Als er im Landtag schlicht und schlecht
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Sprach von „Theaterpanik“. –
 
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Nun ist ja alles, alles gut!
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Mag man auch weiter legen
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Die Zechen still – wir sind in Hut,
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Uns schützt Geheimratssegen. –
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Die Denkschrift ist uns Schirm und Schild
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Vor jedem feindlichen Gebild,
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Es komme, was da komme! –
 
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Und wenn hier unten an der Ruhr
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Wir harten Mangel leiden,
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Und wenn verödet liegt die Flur,
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Verdorrt das Feld, die Weiden, –
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Was macht’s! Wir ziehn dann fröhlich um
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Und tragen als Palladium
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Die Denkschrift vorn im Zuge. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Gerettet“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
180
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Gerettet“ ist Heinrich Kämpchen, ein deutscher Schriftsteller und Dichter, der von 1847 bis 1912 lebte. Das Gedicht stammt demnach aus der Epoche des Naturalismus bzw. der beginnenden Moderne.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht feierlich, optimistisch und vielleicht mit einem Touch Ironie. Der Autor feiert die Freiheit und Erleichterung, die nach einer Periode des Drucks und der Sorgen kommt. Es gibt eine starke Assoziation mit Erleichterung nach harter Arbeit, und dem „wackern Möller“, der vielleicht das lyrische Ich oder eine anerkannte Figur darstellt.

Im Großen und Ganzen geht es im Gedicht darum, dass sich der Druck auf eine bestimmte Gruppe, vermutlich Bergleute, gelöst hat. Das lyrische Ich erzählt von einer Befreiung und feiert eine Deklaration oder Denkschrift, die ihre Sorgen und Ängste entkräftet hat. Es scheint, dass es eine Krise oder Schwierigkeit gab, vor der sie Angst hatten, und diese ist nun dank der Bemühungen des „wackern Möller“ und der „Geheimen“ Räte gelöst. Die letzte Strophe drückt eine trotzige Entschlossenheit und Hoffnung für die Zukunft aus, auch wenn sie weiterhin harte Zeiten und „harten Mangel“ erleben.

Formal besteht das Gedicht aus fünf siebenzeiligen Strophen, die ein regelmäßiges Reimschema aufweisen. Die Sprache ist relativ schlicht mit einigen metaphorischen Ausdrücken. Die wiederholte Erwähnung der „Denkschrift“ betont die Bedeutung dieses Dokuments als Symbol für Hoffnung und Erleichterung. Es scheint eine gewisse Ironie in der Art und Weise, wie das lyrische Ich die Ereignisse schildert, was darauf hindeutet, dass die Situation möglicherweise nicht so positiv ist, wie sie gemacht wird. Dies könnte ein Kommentar des Dichters auf die politischen und sozialen Umstände seiner Zeit sein.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Gerettet“ ist Heinrich Kämpchen. 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. 1909 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Bochum. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 180 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Abend am Rhein“, „Abendläuten“ und „Altendorf“. Zum Autor des Gedichtes „Gerettet“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.

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