Gepflegte Wege von Joachim Ringelnatz

Was einem nicht nur in Berlin begegnet:
Ein Auto fährt mich. Asphalt ist verregnet.
Der Wagen schleudert; lustig anzuschauen.
Die Luft wird schal. Die Fahrt verliert an Leitung.
Da fällt mir ein: ich las doch in der Zeitung
Von dem Projekt, den Asphalt aufzurauhen.
 
Bums! — Leichte Panne! Was mich neu versöhnt. —
Ich habe gute Freunde. Männer, Frauen. — —
Die glatte Straße spiegelt und verwöhnt. — —
10 
Es wird mal Zeit, Freundschaften aufzurauhen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Gepflegte Wege“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichtes ist Joachim Ringelnatz, ein bekannter deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Dies legt nahe, dass das Gedicht im frühen 20. Jahrhundert entstand, genauer gesagt in der Weimarer Republik oder während der Anfangszeit des Nationalsozialismus.

Bei der ersten Betrachtung von „Gepflegte Wege“ steht vor allem die Spannung zwischen Bewegung und Stillstand im Vordergrund, symbolisiert durch die Fahrt im Auto und das Sinnen des lyrischen Ichs. Inhaltlich betrachtet hat das lyrische Ich die Erfahrung gemacht, dass es mühsam ist, auf glatten, regnerischen Asphalt-Straßen zu fahren. Die Erfahrung führt zu der Erinnerung an einen Zeitungsbericht, in dem es um Pläne ging, den Asphalt rauer zu machen. In der zweiten Strophe geschieht ein Unfall („Bums! — Leichte Panne!“), was dem lyrischen Ich zu der Erkenntnis führt, dass es auch in seinen Beziehungen zu Freunden und Bekannten „rauhe“ Stellen geben sollte.

Die Metapher der Straße und ihrer Beschaffenheit kann als Symbol für das Leben und zwischenmenschliche Beziehungen gedeutet werden. Ruhe und Glattheit können als Zeichen für Routine, Gewöhnung und fehlende Herausforderung interpretiert werden, während Rauheit als Metapher für Konflikte, Herausforderungen und persönliches Wachstum steht.

Die formale Gestaltung des Gedichts ist eher ungewöhnlich. Es besteht aus zwei Strophen, die erste mit sechs und die zweite mit vier Versen. Es gibt weder ein durchgängiges Reimschema noch einen beständigen Rhythmus. Auch die Sprache ist einfach und direkt, teils umgangssprachlich („Bums!“). Diese Elemente deuten auf die avantgardistische künstlerische Haltung der Zeit hin, welche auf traditionelle Formen und Konventionen verzichtete, um direkter und authentischer Ausdruck des Lebens zu sein. Die Verwendung des Reimschlags „-auhen“ in den Schlussversen der beiden Strophen könnte jedoch auf eine Art inhaltliche Klammer hinweisen, die das Hauptthema des Gedichts – die Notwendigkeit der Rauheit – betont.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Gepflegte Wege“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Im Jahr 1932 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 69 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 10 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gepflegte Wege“ weitere 560 Gedichte vor.

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