Gelübde von Paul Haller

Nie will ich mich freuen im dunkeln Tal,
Im Staub, den die müden Menschen durchhasten.
Auf Bergen, weltfern, der Sonne nah
Will ich jauchzen und rasten.
 
Nie will ich lachen, wo aus der Nacht
Betende Arme zum Himmel greifen.
Wo einer höhnisch sich selbst genügt,
Will ich Spottlieder pfeifen.
 
Nie krümm ich den Leib, wo der Herr und der Knecht,
10 
Zwing-Armut zu bau’n, unter Steine sich bücken.
11 
Wo die keuchende Schwachheit nach Hülfe bebt,
12 
Da beug’ ich den Rücken.
 
13 
Nie soll, ob Geschick mit Ruten mich peitscht,
14 
Wehleidiges Wasser im Auge mir scheinen.
15 
Wo verloren ein Kind nach der Mutter ruft,
16 
Will ich mit ihm weinen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Gelübde“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gelübde“ wurde von Paul Haller verfasst, einem deutschsprachigen Schriftsteller, der in der Zeit zwischen dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Demnach kann man das Gedicht einer sich zwischen Naturalismus und Expressionismus befindenden Epoche zuordnen.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine Art Manifest oder Selbstverpflichtung des lyrischen Ichs zu sein, das Stellung zu verschiedenen Situationen und Erfahrungen des Lebens nimmt.

Inhaltlich drückt das Gedicht den Wunsch des lyrischen Ichs aus, sich nicht von den Widrigkeiten des Lebens unterkriegen zu lassen und stattdessen das Positive und Erhebende zu suchen („Auf Bergen, weltfern, der Sonne nah Will ich jauchzen und rasten.“ - Vers 3-4). Zudem betont das lyrische Ich seinen Widerwillen gegenüber Ungerechtigkeit und Heuchelei (Vers 7-8, 9-10) und versichert, nur auf der Seite der Schwachen („Wo die keuchende Schwachheit nach Hülfe bebt, Da beug’ ich den Rücken.“ - Vers 11-12) und der Leidenden („Wo verloren ein Kind nach der Mutter ruft, Will ich mit ihm weinen.“ - Vers 15-16) zu stehen.

In Bezug auf die Form, ist das Gedicht in vier gleich strukturierte vier-zeilige Strophen gegliedert, mit einem gleichbleibenden Versrhythmus, welcher sich als Kreuzreim präsentiert.

Die Sprache des Gedichts ist relativ schlicht, aber durchsetzt mit bildhaften und oft stark emotionalen Ausdrücken („Geschick mit Ruten“, „wehleidiges Wasser“). Es findet eine kraftvolle Ansprache statt und das lyrische Ich spricht selbstbewusst, um seine persönlichen Werte und Vorstellungen darzustellen. So kann man es interpretieren, dass das gedicht von Resilienz und Widerstandsfähigkeit spricht, indem es aufzeigt, wie man trotz Widrigkeiten, wie Armut und Ungerechtigkeit, seine Würde bewahrt und sich dafür entscheidet, Mitgefühl und Menschlichkeit zu zeigen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Gelübde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Haller. Der Autor Paul Haller wurde 1882 in Rein bei Brugg geboren. In der Zeit von 1898 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Aarau. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Naturalismus zuordnen. Der Schriftsteller Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 107 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Paul Haller ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Mutter“, „An die blasse Sonne I“ und „An die blasse Sonne II“. Zum Autor des Gedichtes „Gelübde“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Paul Haller

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Paul Haller und seinem Gedicht „Gelübde“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Paul Haller (Infos zum Autor)

Zum Autor Paul Haller sind auf abi-pur.de 65 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.