Geistliches Lied von Georg Trakl

Zeichen, seltne Stickerein
Malt ein flatternd Blumenbeet.
Gottes blauer Odem weht
In den Gartensaal herein,
Heiter ein.
Ragt ein Kreuz im wilden Wein.
 
Hör’ im Dorf sich viele freun,
Gärtner an der Mauer mäht,
Leise eine Orgel geht,
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Mischet Klang und goldenen Schein,
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Klang und Schein.
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Liebe segnet Brot und Wein.
 
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Mädchen kommen auch herein
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Und der Hahn zum letzten kräht.
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Sacht ein morsches Gitter geht
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Und in Rosen Kranz und Reihn,
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Rosenreihn
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Ruht Maria weiß und fein.
 
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Bettler dort am alten Stein
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Scheint verstorben im Gebet,
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Sanft ein Hirt vom Hügel geht
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Und ein Engel singt im Hain,
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Nah im Hain
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Kinder in den Schlaf hinein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Geistliches Lied“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Geistliches Lied“ wurde von Georg Trakl geschrieben, einem österreichischen Lyriker, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte, also in der Epoche der Moderne. Zu Trakls besonderen Merkmalen gehören seine bildreiche Symbolik und sein Hang zum Symbolismus, was wir in diesem Gedicht beobachten können.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht ruhig und gemütlich; es scheint sich um natürliche und alltägliche Ereignisse in einem idyllischen Dorfszenario zu handeln. Der Titel „Geistliches Lied“ präsentiert das Werk als spirituelles oder religiöses Gedicht, und kündigt schon in der Überschrift eine gewisse Feierlichkeit und Andacht an.

Inhaltsmäßig betrachtet geben die Verse eine Mischung aus natürlichen und menschlichen Bildern wieder. Das lyrische Ich beobachtet scheinbar eine Szene in einem Garten oder in der umgebenden Natur. Dabei sind die genannten Bilder stark mit christlichen Symboliken versehen, wie das Kreuz, Maria, Brot und Wein. Außerdem ist ein tausendfacher Klang der Musik und des alltäglichen Lebens zu hören.

Formal betrachtet besteht das Gedicht aus vier gleich strukturierten Strophen mit jeweils sechs Versen. Die Ähnlichkeit der Strophen kann als Hinweis auf ein Lied oder Hymne interpretiert werden, was zum Titel „Geistliches Lied“ passt.

Sprachlich gesehen zeichnet sich das Gedicht durch seine bildreiche und symbolische Sprache aus. Es werden viele Metaphern und Vergleiche verwendet, um den Inhalt darzustellen. Die Wiederholung bestimmter Wörter und Phrasen, wie „Klang und Schein“ oder „Rosenreihn“, trägt zur eindringlichen, fast hypnotischen Wirkung des Gedichts bei.

Zusammengefasst, lässt sich sagen, dass Trakl in seinem Gedicht eine friedliche idyllische und zugleich heilige Atmosphäre kreiert. Dies erreicht er durch die Verwendung christlicher Symbole und das Bild einer einfachen, aber freudigen Dorfgemeinschaft. Es scheint eine Art Loblied auf die Schönheit des Lebens und des Glaubens zu sein.

Weitere Informationen

Georg Trakl ist der Autor des Gedichtes „Geistliches Lied“. 1887 wurde Trakl in Salzburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1913 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Trakl ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 107 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Trakl sind „Der Spaziergang“, „Die Bauern“ und „Die Raben“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Geistliches Lied“ weitere 60 Gedichte vor.

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