Da leben Menschen, weißerblühte, blasse von Rainer Maria Rilke

1	Da leben Menschen, weißerblühte, blasse,
2	und sterben staunend an der schweren Welt.
3	Und keiner sieht die klaffende Grimasse,
4	zu der das Lächeln einer zarten Rasse
5	in namenlosen Nächten sich entstellt.
6	Sie gehn umher, entwürdigt durch die Müh,
7	sinnlosen Dingen ohne Mut zu dienen,
8	und ihre Kleider werden welk an ihnen,
9	und ihre schönen Hände altern früh.
10	Die Menge drängt und denkt nicht sie zu schonen,
11	obwohl sie etwas zögernd sind und schwach,
12	nur scheue Hunde, welche nirgends wohnen,
13	gehn ihnen leise eine Weile nach.
14	Sie sind gegeben unter hundert Quäler,
15	und, angeschrien von jeder Stunde Schlag,
16	kreisen sie einsam um die Hospitäler
17	und warten angstvoll auf den Einlaßtag.
18	Dort ist der Tod. Nicht jeder, dessen Grüße
19	sie in der Kindheit wundersam gestreift,
20	der kleine Tod, wie man ihn dort begreift;
21	ihr eigener hängt grün und ohne Süße
22	wie eine Frucht in ihnen, die nicht reift.

Details zum Gedicht „Da leben Menschen, weißerblühte, blasse“

Gedicht-Analyse

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Da leben Menschen, weißerblühte, blasse“. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Im Zeitraum zwischen 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 145 Worte. Die Gedichte „Adam“, „Advent“ und „Allerseelen“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Da leben Menschen, weißerblühte, blasse“ weitere 337 Gedichte vor.

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