Gefährtin von Erich Mühsam
1 |
Stille Glut nach wilden Bränden. |
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Stetig du nach hundert Frauen. |
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Laß mich deinen guten Händen |
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meine Tage anvertrauen. |
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Will von Kämpfen und von Plagen |
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unter deiner Pflege rasten, |
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und ich will getreulich tragen |
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auch die Hälfte deiner Lasten. |
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Hunderttausend sterben, leiden; |
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Menschen töten und vernichten. – |
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Pflicht und Liebe helf uns beiden, |
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Glück und Frieden aufzurichten. |
Details zum Gedicht „Gefährtin“
Erich Mühsam
1
12
55
1920
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Gefährtin“ wurde von Erich Mühsam verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Anarchisten, der von 1878 bis 1934 lebte. Mühsam war ein prominenter Vertreter der literarischen Bewegung des Expressionismus in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als eine eindringliche Liebeserklärung und Darstellung der gemeinsamen Lasten und Herausforderungen, die im Leben eines Paares auftreten könnten. Es könnte im Kontext von Mühsams politischen Interessen und Aktivitäten auch als ein Ruf nach Solidarität und gegenseitiger Unterstützung gelesen werden.
Inhaltlich äußert das lyrische Ich den Wunsch, sich nach „wilden Bränden“ und unzähligen anderen Partnern („hundert Frauen“) der Gefährtin anzuvertrauen und ihre helfenden Hände zu suchen. Er ist bereit, sich von den Kämpfen und Plagen des Lebens unter ihrer Fürsorge auszuruhen und ist gleichzeitig bereit, getreu die Hälfte ihrer Lasten zu tragen. Dies deutet auf eine tiefe Verbundenheit und gegenseitige Abhängigkeit hin. In den letzten Versen wird das Bild breiter und allgemeiner. Es ist die Rede von hunderttausenden, die sterben und leiden, und vom Zerstören und Vernichten durch Menschen. Hier wird der Wunsch des lyrischen Ichs geäußert, mit Hilfe von Pflicht und Liebe Glück und Frieden zu errichten, was eine gesellschaftliche Dimension aufweist.
Formal betrachtet besteht das Gedicht aus einer einzigen zwölfzeiligen Strophe, was eine sehr konzentrierte und intensive Ausdrucksform darstellt. Die Sprache des Gedichts ist einfach, aber kraftvoll, und die Wortwahl weist auf die konfliktreiche Natur des menschlichen Lebens hin („wilden Bränden,“ „Kämpfen,“ „Plagen,“ „sterben, leiden,“ „töten und vernichten“). Gleichzeitig gibt es Worte der Hoffnung und des Mitgefühls („guten Händen,“ „Pflege,“ „Pflicht und Liebe,“ „Glück und Frieden“).
Zusammenfassend handelt es sich bei diesem Gedicht um eine liebevolle und solidarische Botschaft, die nicht nur eine persönliche, sondern auch eine politische oder gesellschaftliche Dimension hat. Es ist ein starkes Zeugnis für Erich Mühsams Engagement sowohl für das private Glück als auch für soziale Gerechtigkeit und Frieden.
Weitere Informationen
Erich Mühsam ist der Autor des Gedichtes „Gefährtin“. Der Autor Erich Mühsam wurde 1878 in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1920 entstanden. Erschienen ist der Text in München. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Mühsam handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 55 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Das Beispiel lebt“, „Das Volk der Denker“ und „Das Neue Deutschland“ sind weitere Werke des Autors Erich Mühsam. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gefährtin“ weitere 57 Gedichte vor.
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Zum Autor Erich Mühsam sind auf abi-pur.de 57 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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