An Mira von Heinrich Kämpchen
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Traum der Jugend, so oft geträumt, |
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Und zerronnen, zerstoben, |
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Noch beim Nahen der langen Nacht |
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Hält mich dein Zauber umwoben. – |
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Wieder lockt und raunt es mich an |
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Mit dem nämlichen Werben, |
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Und das alte törichte Herz |
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Denkt nicht an Welken und Sterben. – |
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Was verloren ich längst geglaubt |
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Unter Sorgen und Mühen, |
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Will, wie die Rose von Jericho, |
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Neu mir in Schönheit erblühen. – |
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Wieder schimmernd und schwanenweiß |
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Seh’ ich Arme mir winken – |
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Darf ich den Becher, so lockend kredenzt, |
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Darf ich noch einmal ihn trinken? – |
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Darf ich auch nur, Mira, dich umkosen, |
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Wie der Zephir kost um junge Rosen |
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In verschwieg’nen sommerschwülen Nächten – |
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Darf ich auch nicht zu den tiefsten Schächten |
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Deiner Herzensträume niedersteigen, |
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Muß mich beherrschen auch und schweigen, |
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Eines, eines darf ich doch dir sagen: |
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Liebeswunde hast du mir geschlagen, |
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Und ich kranke an der bittern, harben |
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Liebeswunde, die nicht kann vernarben. – |
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Brächte gern dir rote Rosen |
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Täglich, stündlich, immer neue – |
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Möchte dich mit ihrem Dufte |
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Laben, Mira, und erquicken. – |
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Und für meine roten Rosen |
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Raubte ich dir Feuerküsse, |
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Küsse, die das Herze klopfen |
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Und die Pulse fiebernd machen. – |
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Aber ach, du weilst zu ferne, |
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Kann dir keine Rosen bringen, |
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Kann nur sehnen, kann nur träumen |
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Und von deiner Schöne singen. – |
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Weißt du, wie Zigeuner lieben? |
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Ungezügelt, ohne Schranken, |
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Einzig nur den Flammentrieben |
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Ihres heißen Herzens folgend. – |
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Auch Poeten sind Zigeuner, |
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Schweifend in Phantasus Reiche, |
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Und sie fühlen und sie lieben |
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Mit dem Gluthauch der Zigeuner. – |
Details zum Gedicht „An Mira“
Heinrich Kämpchen
12
48
238
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Mira“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, der von 1847 bis 1912 lebte. Kämpchen war ein deutscher Schriftsteller und Politiker und das Gedicht „An Mira“ kann zeitlich der Epoche des Deutschen Kaiserreichs zugeordnet werden.
Auf den ersten Blick ist das Gedicht eine romantische Huldigung an die besungene Frau Mira. In ihm thematisiert der Autor die Rückkehr der eigenen Jugendliebe und seinen Wunsch, diese erneut auszuleben. Das lyrische Ich gibt zu, dass es immer noch vom „Zauber“ Miras umgeben ist und von der Idee fasziniert ist, die verloren geglaubte Liebe noch einmal wiederaufleben zu lassen.
Das Gedicht ist in zwölf Strophen unterteilt, wobei die Anzahl der Verse variiert. Die Form des Gedichts lässt nicht auf eine bestimmte Gedichtform schließen, wie es beispielsweise bei Sonetten oder Haikus der Fall ist.
Auf sprachlicher Ebene verwendet das lyrische Ich zahlreiche Naturmetaphern und romantische Bilder, um seine Gefühle zu beschreiben. Erwähnenswert ist außerdem der wiederholte Einsatz rhetorischer Fragen („Darf ich den Becher, so lockend kredenzt, / Darf ich noch einmal ihn trinken?“), die den inneren Konflikt und die Sehnsucht des lyrischen Ichs verdeutlichen.
Entscheidend ist die wiederholte Verwendung des Motivs der „Rose“, die als Symbol für die Liebe und die Vergänglichkeit dient. Ebenso ist das wiederholte Auftreten des Motivs des Träumens zu beachten, das auf die innere Welt des lyrischen Ichs und dessen Sehnsüchte hinweist.
Insgesamt ist das Gedicht „An Mira“ eine tiefe, romantische und teils melancholische Reflexion über eine vergangene Liebe, die das lyrische Ich in seiner Sehnsucht und seinem Wunsch nach Wiedererlangung einer verlorenen Liebe ausdrückt. Es zeigt den inneren Konflikt zwischen der realen Welt und der Welt der Gefühle und Wünsche. Mit seiner eindrucksvollen Sprache und seinen starken Bildern bietet es einen tiefen Einblick in die emotionale Welt des lyrischen Ichs.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An Mira“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Der Autor Heinrich Kämpchen wurde 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Bochum. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 238 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 12 Strophen. Die Gedichte „Am Marienbrönnlein“, „Am Rhein“ und „Am Weinfelder Maar“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Kämpchen. Zum Autor des Gedichtes „An Mira“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Heinrich Kämpchen sind auf abi-pur.de 165 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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