Gedenken an Wedekind von Joachim Ringelnatz

Wedekind war immer interessant,
Ein Stoßhorn in die häßlich mittlere Welt.
 
Wahrscheinlich hat er mich nie gekannt.
Ich bin ihm wohl zehnmal vorgestellt.
Das letzte Mal hatten wir eine absurde,
Mir unvergeßliche Stunde mitnand,
Als ich zum Kriege gerufen wurde
Nach dem Nordseestrand.
 
Und als ich zurückkehrte,
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War der Verehrte
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Verstorben.
 
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Mehr bekämpft als umworben,
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Hat er doch trotzig gesiegt.
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Ehrliche und unehrliche Feinde
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Haben doch ihn nicht kleingekriegt.
 
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In seiner treuen Gemeinde
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Will ich mitgenannt sein.
 
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Ich senke jetzt meine Nase
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Zu einem stillen Glase
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Wein.
 
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Apropos:
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Wein gibt sich anders als Bier. Und wo
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Ist in München die Wedekindstraße?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Gedenken an Wedekind“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
23
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gedenken an Wedekind“ ist von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Es stammt aus der Weimarer Republik, einer Ära in der deutschen Geschichte, die durch einen blühenden kulturellen Ausdruck gekennzeichnet war.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von Ringelnatz' Bewunderung und Verehrung für den Dramatiker, Schriftsteller und Schauspieler Frank Wedekind. Ringelnatz betrachtete Wedekind als Provokateur und schätzte ihn als solchen. Das Gedicht drückt auch Trauer und Respekt für den verstorbenen Wedekind und seine Einzigartigkeit aus.

Der Inhalt des Gedichts lässt darauf schließen, dass das lyrische Ich Wedekind persönlich kannte und verehrte, diesen jedoch während seiner Militärdienstzeit an der Nordsee verloren hat. Der Verlust spiegelt sich in der Tatsache wider, dass das lyrische Ich seine Nase in ein stilles Glas Wein senkt - eine Geste, die typischerweise mit Trauer und Respekt verbunden ist. Dem gegenüber wird auch beschrieben, dass Wedekind ein Mann war, der mehr bekämpft als umworben wurde, jedoch trotzdem triumphierte.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichtes, besteht das Werk aus sieben Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl. Die Diktion ist einfach und unkompliziert, was der Klarheit und Direktheit der Aussage des lyrischen Ichs dient - der Verehrung und dem Gedenken an Wedekind. Trotz seiner Bewunderung für Wedekind ist das lyrische Ich ehrlich und objektiv in seiner Beschreibung von ihm, es betont seine Kontroversität und den Trotz, der Wedekind auszeichnete.

Das Gedicht ist auch mit Anklang an das Kabarett und an Wedekinds theatralisches Werk versehen. Das bemerkt man in Vers 23, wo das lyrische Ich fragt: „Wo ist in München die Wedekindstraße“ - eine Anspielung auf die Bedeutung und den Einfluss, die Wedekind auf das kulturelle Leben in München hatte.

Insgesamt interpretiert der Text das Bild eines tapferen und widerstandsfähigen Künstlers, der trotz der Herausforderungen, die er ausgesetzt war, seine eigene Identität und seinen Stil bewahrt hat. Ringelnatz bringt diesen Respekt und diese Bewunderung für Wedekind durch das Gedicht zum Ausdruck.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Gedenken an Wedekind“ ist Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 23 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Zum Autor des Gedichtes „Gedenken an Wedekind“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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