Gebet! von Ada Christen

Urewiger!
Unendlicher!
Du hörst das Schreien
Der ringenden Seele.
Zu Dir geflüchtet
Bin ich in Stunden,
Wo Dir entfremdet
Und Dich verhöhnend,
In Schmutz und Sünde
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Sich Jene wälzten,
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Die gestern lobpriesen
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Dein heiliges Wort,
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Die morgen wieder
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Vor Deinem Kreuze
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Im Staub sich winden,
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Ein heiliges Antlitz
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Und heilige Sitten
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Frommlächelnd zeigen. –
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O ewiges Wesen
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Barmherzig bist Du,
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Du bist milde,
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Göttlich, gütig! –
23 
Ich glaube an Dich,
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Ich hoffe auf Dich,
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Und wenn auch versinkend,
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Ruf ich zu Dir!
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Du hörst dies Rufen .....
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Der Krämerseelen
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Erbärmlich Winseln
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Dringt nicht an Dein Ohr:
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Doch dort, wo Jammer
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Und große Schuld
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Vor Dir sich beugen
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In schmerzlicher Reue,
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Dort, wo beladen
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Mit menschlichem Elend,
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Von Dir ein Wesen,
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Sündenmüde,
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Lebensmüde,
40 
Erlösung heischt,
41 
Dort wirst Du hören, –
42 
Denn Du bist Gott!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Gebet!“

Autor
Ada Christen
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1870
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht stammt von Ada Christen, einer österreichischen Lyrikerin, die zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert lebte. Im Zentrum des Gedichts steht das Gebet als ein intimer und persönlicher Dialog zwischen dem lyrischen Ich und Gott.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die starke Ausdrucksform und die Intensität der Worte auf. Das Werk ruft ein Bild tiefer Spiritualität und Glaubenskraft hervor und gibt den Glauben des lyrischen Ichs an einen barmherzigen Gott zu erkennen.

Inhaltlich appelliert das lyrische Ich an den „Ureiwigen“, den „Unendlichen“, wobei es sich hierbei um Gott handelt. Das lyrische Ich betont die starke Verbindung zu Gott, da es zu ihm flüchtet, selbst in Zeiten, in denen es Gott entfremdet ist. Es kritisiert jene, die Gottes Wort verhöhnen und sich trotzdem vor ihm winden in Scheinheiligkeit. Das lyrische Ich markiert einen starken Glauben, eine Hoffnung trotz des möglichen 'Versinkens'. Es betont, dass Gott, dessen Barmherzigkeit hervorgehoben wird, die wahren Gebete eines reuigen und schuldigen Herzens hört, und Sündige, die Erlösung suchen, nicht ignoriert.

Das Gedicht besteht aus einer einzigen, 42 Verse umfassenden Strophe mit einer direkten Anrede an Gott. Der Stil ist emotional und leidenschaftlich, was sich in Wörtern wie „Schreien“, „ringend“, „Sünde“ widerspiegelt. Auch die oftmalige Wiederholung der direkten Anrede unterstreicht die Intensität des Gedichts. Die Sprache ist altertümlich und enthält religiöse Anspielungen und Symbolik, eine typische Charakteristik für poetische Werke der damaligen Zeit. Die Form des Gedichts ist relativ frei, ohne einen erkennbaren geregelten Rhythmus oder Reimschema.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht ein Abbild von Christens intensivem Glaubensverständnis ist. Es zeigt einen Gott, der den aufrichtigen Glauben sieht und bemerkt. Es kritisiert die Scheinheiligkeit und plädiert für wahre Reue und echtes Bestreben nach Erlösung. Mit seiner starken Eindringlichkeit und seinem leidenschaftlichen Aufruf an Gott reflektiert es den inneren Kampf und das Bedürfnis nach spirituellem Trost in Zeiten der Not und des Elends.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Gebet!“ ist Ada Christen. 1839 wurde Christen in Wien geboren. Im Jahr 1870 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Hamburg. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her der Epoche Realismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 42 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 129 Worte. Ada Christen ist auch die Autorin für das Gedicht „Auf Ruinen“, „Auf dem Meere“ und „Auf den Bergen“. Zur Autorin des Gedichtes „Gebet!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 81 Gedichte vor.

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