Ganymed von Johann Wolfgang von Goethe
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Wie im Morgenglanze |
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Du rings mich anglühst, |
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Frühling, Geliebter! |
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Mit tausendfacher Liebeswonne |
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Sich an mein Herz drängt |
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Deiner ewigen Wärme |
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Heilig Gefühl, |
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Unendliche Schöne! |
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Daß ich dich fassen möcht’ |
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In diesen Arm! |
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Ach an deinem Busen |
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Lieg’ ich, schmachte, |
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Und deine Blumen, dein Gras |
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Drängen sich an mein Herz. |
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Du kühlst den brennenden |
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Durst meines Busens, |
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Lieblicher Morgenwind, |
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Ruft drein die Nachtigall |
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Liebend nach mir aus dem Nebelthal. |
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Ich komm’! Ich komme! |
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Wohin? Ach, wohin? |
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Hinauf! Hinauf strebt’s. |
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Es schweben die Wolken |
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Abwärts, die Wolken |
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Neigen sich der sehnenden Liebe. |
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Mir! Mir! |
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In euerm Schooße |
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Aufwärts! |
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Umfangend umfangen! |
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Aufwärts an deinen Busen, |
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Alliebender Vater! |
Details zum Gedicht „Ganymed“
4
31
105
1774
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
„Ganymed“ ist ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Literatur, der im 18. und 19. Jahrhundert lebte. Dieses Gedicht kann als Teil der literarischen Epoche der Weimarer Klassik eingestuft werden, welche von etwa 1786 bis 1805 andauerte.
Auf den ersten Blick wird man von dem hier erzeugten Bild einer friedlichen, naturverbundenen Atmosphäre gefangen genommen. Es scheint, als ob das lyrische Ich in einer tiefen Verbindung und Liebe zur Natur und zum Frühling steht.
Das lyrische Ich drückt seine Liebe und Verehrung für den Frühling aus und zeigt eine große Sehnsucht danach, eins mit ihm zu werden. Darüber hinaus findet eine Personifizierung des Frühlings statt, der als „Geliebter“ bezeichnet wird. Später im Gedicht wird das lyrische Ich noch konkreter und wendet sich an einen „alliebenden Vater“, möglicherweise ein Hinweis auf einen Gott oder Schöpfer. Die Aussage des Gedichts könnte sein, dass das lyrische Ich das Irdische verlassen und sich mit dem Göttlichen oder der Natur vereinigen möchte.
Form und Sprache des Gedichts zeigen Goethes typische Virtuosität. Die verwendete Sprache ist bildhaft und emotional, voller Personifikationen und Metaphern, die die Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und der Natur unterstreichen. Dazu gehören Ausdrücke wie „deiner ewigen Wärme“ und „Unendliche Schöne“, die den Frühling als eine ewige Quelle der Liebe und Schönheit darstellen. Hinzu kommen lebendige Beschreibungen, die die Natur und ihre Elemente zu aktiven, fühlenden Wesen machen.
In Bezug auf die Form ist das Gedicht in vier Strophen aufgeteilt, die jeweils unterschiedliche Längen, von zwei bis elf Versen, aufweisen.
Insgesamt erzeugt das Gedicht ein Gefühl der Transzendenz und der Vereinigung von Mensch und Natur. Es ist ein tiefer Ausdruck von Liebe und Sehnsucht, gekleidet in wunderschöne, lebendige Sprache.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ganymed“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Geboren wurde Goethe im Jahr 1749 in Frankfurt am Main. Das Gedicht ist im Jahr 1774 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.
Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig junge Schriftsteller im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.
Einer der wichtigsten Schriftsteller der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Johann Wolfgang von Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Tod im Jahr 1832 ist gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Das Zentrum der Literatur der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Lyrik haben die Autoren auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. So war beispielsweise die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders geschätzt. Darüber hinaus verwendeten die Autoren eine gehobene, pathetische Sprache. Die populärsten Schriftsteller der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Andere bekannte Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Goethe und Schiller.
Das Gedicht besteht aus 31 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 105 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Wolfgang von Goethe sind „An Belinden“, „An Lida“ und „An den Mond“. Zum Autor des Gedichtes „Ganymed“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.
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- An Belinden
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