Galgenkindes Wiegenlied von Christian Morgenstern

Schlaf, Kindlein, schlaf,
am Himmel steht ein Schaf;
das Schaf, das ist aus Wasserdampf
und kämpft wie du den Lebenskampf.
Schlaf, Kindlein, schlaf.
 
Schlaf, Kindlein, schlaf,
die Sonne frißt das Schaf,
sie leckt es weg vom blauen Grund
mit langer Zunge wie ein Hund.
10 
Schlaf, Kindlein, schlaf.
 
11 
Schlaf, Kindlein, schlaf.
12 
Nun ist es fort, das Schaf.
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Es kommt der Mond und schilt sein Weib;
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die läuft ihm weg, das Schaf im Leib.
15 
Schlaf, Kindlein, schlaf.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Galgenkindes Wiegenlied“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
nach 1887
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des Gedichts ist Christian Morgenstern, ein deutscher Dichter und Schriftsteller, der zwischen 1871 und 1914 lebte. Morgenstern ist bekannt für seine humoristischen und oft auch philosophischen Werke, zu denen auch „Galgenkindes Wiegenlied“ gehört.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die markante Wiederholung des Refrains „Schlaf, Kindlein, schlaf“ auf. Der Refrain verleiht dem Gedicht den Charakter eines Kinderlieds oder Wiegenlieds und schafft einen beruhigenden und hypnotischen Ton, der dem Gedicht eine träumerische Atmosphäre verleiht.

Das Gedicht erzählt die Geschichte eines Schafes, das am Himmel steht, vom Sonnenhund weggelutscht und schließlich vom Mond und seiner Frau getadelt wird. Im Wesentlichen handelt das Gedicht von den vergänglichen und zyklischen Aspekten des Lebens und der Zeit.

Das lyrische Ich scheint das Gedicht als Wiegenlied für ein kleines Kind (das „Kindlein“) zu singen, um es einzuschläfern. Der Text ist jedoch durchzogen von dunklen und beunruhigenden Bildern - das Schaf wird von der Sonne verschlungen, die Frau des Mondes verlässt ihn. Dies deutet auf den kontrastierenden Charakter des Lebens hin, das sowohl Schönheit als auch Schrecken beinhaltet und in dem auch der Tod unabdingbar ist.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je fünf Versen. Jede Strophe endet mit dem Refrain „Schlaf, Kindlein, schlaf“. Die Sprachgestaltung ist einfach und bildhaft, wobei die poetische Bildsprache eine gewisse Komplexität und Schwere verleiht.

Insgesamt betrachtet ist „Galgenkindes Wiegenlied“ ein interessantes Werk, das auf den ersten Blick wie ein unschuldiges Kinderlied wirkt, aber bei näherem Hinsehen tiefe und ernste Themen wie Leben, Tod und Vergänglichkeit behandelt. Es zeigt die komplizierte Natur unserer Existenz und spiegelt Morgensterns Fähigkeit wider, Humor und Ernst zu verbinden.

Weitere Informationen

Christian Morgenstern ist der Autor des Gedichtes „Galgenkindes Wiegenlied“. 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Zwischen den Jahren 1887 und 1914 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Zürich. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 75 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Brüder!“, „Bundeslied der Galgenbrüder“ und „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“. Zum Autor des Gedichtes „Galgenkindes Wiegenlied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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