Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid von Christian Morgenstern

Sophie, mein Henkersmädel,
komm, küsse mir den Schädel!
Zwar ist mein Mund
ein schwarzer Schlund -
doch du bist gut und edel!
 
Sophie, mein Henkersmädel,
komm, streichle mir den Schädel!
Zwar ist mein Haupt
des Haars beraubt -
10 
doch du bist gut und edel!
 
11 
Sophie, mein Henkersmädel,
12 
komm, schau mir in den Schädel!
13 
Die Augen zwar,
14 
sie fraß der Aar -
15 
doch du bist gut und edel!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
nach 1887
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Christian Morgenstern, der von 1871 bis 1914 lebte. Dies ordnet das Gedicht in die Epoche des Naturalismus und Symbolismus ein.

Beim ersten Lesen des Gedichts „Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid“ erzeugt es einen makabren und düsteren Eindruck. Der Titel und die wiederholte Erwähnung von Tod und Henkersarbeit lädt zu einer düsteren und unbequemen Atmosphäre ein.

Der Inhalt des Gedichts ist recht einfach: Das lyrische Ich, anscheinend ein zum Tode Verurteilter, oder „Galgenbruder“, spricht zu Sophie, die als „Henkersmädel“ bezeichnet wird. Verbunden durch die düstere Arbeit des Henkers, bittet das lyrische Ich Sophie wiederholt, Zärtlichkeit und Menschlichkeit zu ihm zu zeigen, trotz seines unmittelbaren, grimmigen Schicksals. Das lyrische Ich scheint tiefe Bewunderung und Ehrfurcht für Sophie zu besitzen, die trotz ihrer dunklen Rolle weiterhin „gut und edel“ bleibt.

In Bezug auf Form und Sprache folgt das Gedicht einem einfachen, rhythmischen Muster von fünf Zeilen pro Strophe, mit einer schnörkellosen, direkten Sprache. Die wiederholten Referenzen auf den „Schädel“ des lyrischen Ichs sind makabre visuelle Bilder, die die körperlichen Folgen der Hinrichtung hervorheben. Gleichzeitig wird Sophies Güte und Edelmut herausgestellt. Die einfache, unprätentiöse Sprache und das wiederholte, fast mantra-ähnliche Muster der Aufforderungen können als eine Art ehrfurchtsvolles Gebet oder Bekenntnis interpretiert werden. In seinem Angesicht des Todes scheint das lyrische Ich Trost und Schönheit in der uneigennützigen Güte und Wärme einer sonst als grausam betrachteten Figur zu suchen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid“ des Autors Christian Morgenstern. Im Jahr 1871 wurde Morgenstern in München geboren. In der Zeit von 1887 bis 1914 ist das Gedicht entstanden. Zürich ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 67 Worte. Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Bedenke, Freund, was wir zusammen sprachen“, „Bim, Bam, Bum“ und „Brief einer Klabauterfrau“. Zum Autor des Gedichtes „Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 189 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Christian Morgenstern

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Christian Morgenstern und seinem Gedicht „Galgenbruders Lied an Sophie, die Henkersmaid“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Christian Morgenstern (Infos zum Autor)

Zum Autor Christian Morgenstern sind auf abi-pur.de 189 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.