Galathea von Frank Wedekind

O, wie brenn’ ich vor Verlangen,
Galathea, schönes Kind,
Dir zu küssen deine Wangen,
Weil sie so verlockend sind.
 
Daß ich auch die Gnade fände,
Galathea, schönes Kind,
Dir zu küssen deine Hände,
Weil sie so verlockend sind.
 
Und was tät ich nicht, du süße
10 
Galathea, schönes Kind,
11 
Dir zu küssen deine Füße,
12 
Weil sie so verlockend sind.
 
13 
Und mich treibt der Pulse Stocken,
14 
Galathea, schönes Kind,
15 
Dir zu küssen deine Locken,
16 
Weil sie so verlockend sind.
 
17 
Aber deinen Mund enthülle,
18 
Mädchen, meinen Küssen nie,
19 
Denn in seiner Reize Fülle
20 
Küßt ihn nur die Phantasie.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Galathea“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Galathea“ stammt von dem deutschen Dramatiker und Lyriker Frank Wedekind (1864–1918). Er gehörte zu den führenden Vertretern des literarischen Naturalismus und Expressionismus, die beide in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein und darüber hinaus bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Verbreitung fanden.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als sentimentale Liebesdichtung, in der das lyrische Ich seine Zuneigung und Sehnsucht für Galathea, ein „schönes Kind“, ausdrückt. Es verdeutlicht eine körperliche Anziehung zu verschiedenen Teilen ihres Körpers (Wangen, Hände, Füße und Haare), die durch die wiederkehrende Formulierung „Weil sie so verlockend sind“ hervorgehoben wird.

Inhaltlich geht es um die Ergründung von Sehnsucht und Verlangen. Durch die Wiederholung der Zusätze und die detaillierte Beschreibung der körperlichen Anziehung zum Gegenüber, zeigt das lyrische Ich eine beinahe obsessive Zuneigung zu Galathea. Der Gedanke, sie zu küssen, scheint ihn zu konsumieren. Allerdings ist diese Sehnsucht lediglich auf physische Anziehung begrenzt, da das lyrische Ich sich dafür entscheidet, ihren Mund, der als Symbol für Intimität und tiefe Zuneigung gelten könnte, nicht zu küssen. Demnach zeigt sich hier ein Konflikt zwischen der körperlichen Begierde und der emotionalen Distanz.

Formal ist das Gedicht klassisch mit vier Versen pro Strophe strukturiert und folgt einem einheitlichen Reimschema (ABAB). Es ist geprägt von direkten Ansprachen an Galathea und einer eher einfachen, aber anschaulichen Sprache. Die Wiederholung bestimmter Phrasen und Worte (z.B. „Galathea, schönes Kind“ und „Weil sie so verlockend sind“) schafft einen beinahe mantraartigen Klang, der die Intensität des Verlangens des lyrischen Ichs unterstreicht.

Zusammenfassend ist „Galathea“ von Frank Wedekind ein kraftvolles Gedicht, das das Thema der Begehrens und Sehnsucht aufgreift und dabei körperliche Anziehung und emotionale Distanz miteinander kontrastiert. Dabei bedient es sich einer klassischen Form und einer einfachen, aber anschaulichen Sprache.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Galathea“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. 1905 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in München. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 95 Worte. Die Gedichte „Albumblatt“, „Allbesiegerin Liebe“ und „Alte Liebe“ sind weitere Werke des Autors Frank Wedekind. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Galathea“ weitere 114 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Frank Wedekind

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Frank Wedekind und seinem Gedicht „Galathea“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Frank Wedekind (Infos zum Autor)

Zum Autor Frank Wedekind sind auf abi-pur.de 114 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.