Fünftes Fragment von Carl Streckfuß
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Aber horch! es rauscht wie leise Tritte — Was naht sich? |
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Kommt zur Thüre? was klopft zierlichen Fingers daran? |
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Welche holde Gestalt? Willkommen, lieblicher Knabe, |
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Haben die Götter dich mir, Zarter, zum Troste gesandt? |
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Bist du ein Göttlicher selbst? Wie Ganimedes erscheinst du — |
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Bist du Amor? o sprich, öffne den rosigen Mund. |
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Und ein Flötenlaut ertönt: „Du Lieber, nicht Amor |
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Bin ich, aber er folgt eiligen Trittes mir nach.” |
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Wie, Amanda, Geliebte? zum holden Knaben verwandelt? |
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Du, o Gütige, führst selber den Amor mir zu? |
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Sey vom Danke gegrüßt, dem heißen — Ach! jegliche Wonne |
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Folget der Liebenden nach, eilet dem Liebenden zu. |
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Mag der Donner nun tosen und schreckliche Blitze sich zacken, |
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Mag der Regen und mag rauschen der Hagel herab, |
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Heimlich ist es und sicher in deinen Armen. Es mehret |
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Draußen die stürmische Wuth gütig der Liebenden Lust, |
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Wohl mir Glücklichen! ach, dein Kuß erhebt mich zum Himmel, |
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In Elysiens Hain irr’ ich ein seeliger Gott — |
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Fliegt, woher ihr gesandt, zurück, ihr glühenden Küsse, |
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Zu den Göttern, und bringt ihnen den glühenden Dank, |
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Viele senden wir noch euch nach der holden Gefährten, |
22 |
Amor und Venus, sie freun sich der muthwilligen Schaar. |
Details zum Gedicht „Fünftes Fragment“
Carl Streckfuß
1
22
191
1804
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Der Autor des vorliegenden Gedichts ist Carl Streckfuß, ein deutscher Dichter, der zwischen 1778 und 1844 lebte. Dies legt nahe, dass das Gedicht in der literarischen Epoche der Romantik oder Biedermeier entstanden ist.
Schon beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht von einer starken emotionalen Innigkeit geprägt ist. Vor dem Hintergrund der in diesen Zeiten vorherrschenden romantischen Ideale, lässt sich das Gedicht als eine romantische Liebeserklärung interpretieren.
Inhaltlich geht es im Gedicht um einen Mann, der von einem lieblichen Knaben besucht wird. Am Anfang verschwimmen realistische und mythologische Bilder des Knaben miteinander: Der Protagonist vergleicht ihn mit Ganimedes und Amor, mythische Figuren aus der griechischen Mythologie, die für Schönheit und Liebe stehen. Er entpuppt sich schließlich nicht als Gott, aber als Bote der Geliebten. Seine Anwesenheit stiftet eine romantische Atmosphäre und Trost für das lyrische Ich, dieses schildert daraufhin seine intensive Liebe zu seiner Geliebten Amanda.
Formal ist das Gedicht nicht strikt in Strophen oder Verse unterteilt. Die Metrik ist nicht eindeutig definiert und es gibt keinen erkennbaren Reimschema. Diese formfreie Struktur könnte die Intensität und Direktheit der Emotionen des lyrischen Ich widerspiegeln.
Die Sprache von Streckfuß ist reich an Bildern und Emotionen. Auffallend ist das Spiel mit göttlichen und irdischen Elementen - das lyrische Ich scheint sich im Spannungsfeld zwischen himmlischer Liebe und weltlicher Leidenschaft zu bewegen. Dabei benutzt der Dichter sowohl religiöse als auch mythologische Bilder, um die innige Liebesbeziehung zu beschreiben.
Zusammenfassend handelt das Gedicht von einer intensiven romantischen Liebe, wobei das lyrische Ich seine Gefühle in überschwänglicher, bildlicher Sprache ausdrückt. Es ist die Vereinigung von göttlicher und menschlicher Liebe, von Mythos und Realität, die das Gedicht dabei prägen. Die losgelöste Form entspricht dabei dem freien Fluss der Emotionen.
Weitere Informationen
Carl Streckfuß ist der Autor des Gedichtes „Fünftes Fragment“. Streckfuß wurde im Jahr 1778 in Gera geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1804 zurück. Erschienen ist der Text in Wien. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 191 Worte. Die Gedichte „Auf der Reise“, „Beruf“ und „Bey der Hochzeit des Hrn. Schultz“ sind weitere Werke des Autors Carl Streckfuß. Zum Autor des Gedichtes „Fünftes Fragment“ haben wir auf abi-pur.de weitere 50 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Carl Streckfuß sind auf abi-pur.de 50 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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