Fünf Mark von Klabund

In meiner Straße nachts steht eine
(Immer dieselbe) Lausekleine,
Und grüßt mich krächzend mit Geplärr:
Fünf Mark, mein Herr, fünf Mark, mein Herr.
 
Ich habe es mir mild verbeten,
Da ist sie näher nur getreten,
Ihr dürrer Leib schwoll schattengroß:
Fünf Mark ja bloß, fünf Mark ja bloß.
 
Grüß Gott –, der Leichenwagen rumpelt,
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Ihr Schatz und eine Vettel humpelt
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Stier gröhlend hinter ihrem Sarg:
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Fünf Mark, mein Herr, mein Herr, fünf Mark.
 
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Man schmiß sie in die Armenerde,
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Ihr Schatz gab ihr als Reisezehrde
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Zur Fahrt ins Dunkel in den Sarg:
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Fünf Mark, mein Herr, mein Herr, fünf Mark,
 
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Fünf funkelnagelneue Mark.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Fünf Mark“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Fünf Mark“ wurde von Alfred Henschke verfasst, der besser bekannt ist unter seinem Pseudonym Klabund. Er war ein deutscher Schriftsteller der Expressionismus-Zeit, die sich etwa von 1905 bis 1925 erstreckte.

Ein erster Leseeindruck lässt das Gedicht als düster und melancholisch wirken und es hat eine starke soziale Kritik.

Inhaltlich geht es um eine Armenviertelbewohnerin, die auf den Straßen nachts steht und wohl der Prostitution nachgeht, was durch die wiederholte Nennung von „Fünf Mark, mein Herr“ suggeriert wird. Obwohl ihr der Protagonist – das lyrische Ich – abgewiesen hat, ist sie ihm nur näher gekommen. Der Ausdruck „ihr dürrer Leib schwoll schattengroß“ hat eine starke symbolische Bedeutung und veranschaulicht die bedrohliche Nähe und Verzweiflung der Frau. Im Verlauf des Gedichts stirbt die Frau und wird in einem Massengrab beigesetzt, während ihr „Schatz“ – wahrscheinlich ihr Zuhälter – ihr als letztes „Fünf Mark“ gibt, wohl als ironische Geste oder um ihre Schicksal zu spotten.

In seiner sprachlichen Form ist das Gedicht geprägt von einer eher einfacher, direkter Sprache. Es hat eine regelmäßige Struktur, insofern als jede Strophe aus vier Versen besteht. Dabei werden Binnenreime verwendet, die das Lesen erleichtern und den Text in den Kopf des Lesers hämmern. Interessanterweise breicht das Reimschema in der letzten Strophe, welche nur einen Vers hat. Damit unterstreicht Klabund die Endgültigkeit des Todes und ihr trauriges Erbe: Fünf Mark.

Das immer wiederkehrende „Fünf Mark, mein Herr“ wirkt dabei wie ein Refrain und schafft eine bedrükkende Atmosphäre. Dies wiederholt den desolaten Zustand der Frau und die harte Realität des Lebens in der Armut.

Insgesamt benutzt Klabund in diesem Gedicht einfache, aber wirkungsvolle sprachliche Mittel, um die desolate Situation der untersten Gesellschaftsschicht zu beschreiben und so Kritik an den sozialen Zuständen seiner Zeit zu üben.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Fünf Mark“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. Klabund wurde im Jahr 1890 in Crossen an der Oder geboren. Im Jahr 1913 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 102 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Klabund sind „Berliner Ballade“, „Berliner Mittelstandsbegräbnis“ und „Berliner in Italien“. Zum Autor des Gedichtes „Fünf Mark“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.

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