Frühlingsklage von Justinus Kerner

Die Sänger frei sich schwingen
Aus diesem Thränenthal,
Fröhlich im Sonnenstral
Ein helles Lied zu singen.
Ich blick’ empor mit Sehnen,
Befangen schlägt das Herz,
Mein Lied erzeugt der Schmerz,
Schnell stirbt es hin in Thränen.
 
Die Sänger ruhn mit Wonne
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Im grüngewölbten Baum,
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Sie träumen hellen Traum,
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Von Sternen, Mond und Sonne.
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Ich sitz’ in enger Zelle,
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Kein Traum lös’t meinen Harm,
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Ich sitze krank und arm,
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Schmerz macht mir jede Helle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Frühlingsklage“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1813
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Frühlingsklage“ wurde von Justinus Kerner, einem bedeutenden deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts, geschrieben. Es ist eine klar ausgedrückte Begegnungen einer poetischen Stimme, des lyrischen Ichs, mit der Schönheit und Freude des Frühlings, einen Kontrast zur eigenen inneren Dunkelheit und Sehnsucht.

Beim ersten Lesen fallen eine Schwermut und Melancholie auf, die sich trotz der frühlingshaften Umgebung durch das ganze Gedicht ziehen. Zwei konträre Bilder werden aufgebaut: Die Sänger (ein Symbol für Vögel im Frühling) schwelgen in der Freiheit und der Schönheit des Erwachens der Natur, während das lyrische Ich in einer „engen Zelle“ sitzt, eingehüllt in Trauer und Schmerz.

Liest man tiefer, wird die tiefe Sehnsucht und Melancholie des lyrischen Ichs gegenüber der Schönheit und Freiheit des Frühlings offensichtlich. Es fühlt sich gefangen und isoliert, während die Sänger frei und fröhlich sind. Diese Zerrissenheit zwischen der äußeren, fröhlichen Realität und der inneren, schmerzhaften Welt des lyrischen Ichs wird sehr wirkungsvoll durch die lyrischen Bilder dargestellt. Jede Strophe besteht aus acht Versen. Die klare und beständige Struktur bildet einen bemerkenswerten Kontrast zur emotionalen Unruhe des lyrischen Ichs.

Das Gedicht ist in einem simplen, klaren Stil verfasst, macht jedoch durch den Einsatz lyrischer Mittel, wie Metaphern und Personifikation, tiefgreifende Emotionen deutlich. Kerner nutzt eine anmutige, fast melodische Sprache, die das Leid des lyrischen Ichs betont. Diese dunklen Emotionen zeigen sich in Bildern wie der „engen Zelle“ und dem „Tränen“ und drücken ebenfalls das Gefühl der Gefangenschaft und Hoffnungslosigkeit aus.

Zusammengefasst handelt es sich bei „Frühlingsklage“ um ein komplexes und tief emotionales Gedicht. Es spiegelt die Kluft zwischen dem fröhlichen Erwachen der Natur und die innere Dunkelheit des lyrischen Ichs wider. Mit seiner klaren Struktur und anmutigen Sprache ruft es hervor, was es bedeutet, innerlich gefangen und unruhig zu sein, während die Welt um einen herum blüht und gedeiht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Frühlingsklage“ ist Justinus Kerner. Kerner wurde im Jahr 1786 in Ludwigsburg geboren. 1813 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Tübingen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 74 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Justinus Kerner ist auch der Autor für Gedichte wie „An Johannes Lämmerer“, „An den Hund des Todten“ und „Morgengefühl“. Zum Autor des Gedichtes „Frühlingsklage“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 20 Gedichte vor.

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