Frühling von Joachim Ringelnatz

Die Bäume im Ofen lodern.
Die Vögel locken am Grill.
Die Sonnenschirme vermodern.
Im übrigen ist es still.
 
Es stecken die Spargel aus Dosen
Die zarten Köpfchen hervor.
Bunt ranken sich künstliche Rosen
In Faschingsgirlanden empor.
 
Ein Etwas, wie Glockenklingen,
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Den Oberkellner bewegt,
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Mir tausend Eier zu bringen,
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Von Osterstören gelegt.
 
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Ein süßer Duft von Havanna
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Verweht in ringelnder Spur.
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Ich fühle an meiner Susanna
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Erwachende neue Natur.
 
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Es lohnt sich manchmal, zu lieben,
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Was kommt, nicht ist oder war.
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Ein Frühlingsgedicht, geschrieben
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Im kältesten Februar.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Frühling“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Frühling“ wurde von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1883 bis 1934 lebte, verfasst. Das legt nahe, dass dieses Gedicht im Kontext der Weimarer Republik oder möglicherweise am Anfang der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland entstanden ist.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht möglicherweise ein gewisses Verwirrung. Es gibt eine Vielzahl von Bildern und Szenarien, die zunächst scheinbar wenig mit dem Thema „Frühling“ zu tun haben. Dennoch spielt das Gedicht in gewisser Weise mit der Konvention und den traditionellen Bildern der Frühlingspoesie und liefert eine humorvolle und überraschend moderne Darstellung des Frühlings.

Die handelnde Person des Gedichts scheint sich in einer urbanen Umgebung zu befinden, möglicherweise in einem Café oder Restaurant. Die grünen und lebendigen Bilder des Frühlings - Bäume, Vögel und Blumen - sind auf humorvolle Weise verzerrt und modernisiert, auf künstliche Weise dargestellt und finden im Raum eines Restaurants statt. Hier brennen Bäume im Ofen, Vögel werden gegrillt, Sonnenschirme verkommen und Spargel kommt aus Dosen. Diese ungewöhnlichen Metaphern enthüllen einen Frühling, der in der städtischen Umgebung eingeschlossen und auf humorvolle Weise „verfremdet“ ist.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen, was eine klare und geordnete Struktur vorgibt. Die Sprache des Gedichts ist modern und alltäglich, jedoch immer wieder durchsetzt mit feiner Ironie und spielerischen Wortspielen. Zum Beispiel, wenn die handelnde Person den Oberkellner auffordert, ihr „tausend Eier“ zu bringen, könnte dies ein humorvoller Kommentar auf die kommerzielle Ausbeutung von Osterbräuchen sein.

Im letzten Teil des Gedichts äußert das lyrische Ich eine Art von Frühlingsgefühlen, die durch die Berührung seiner „Susanna“ ausgelöst werden und erwacht zur Liebe. Die letzte Strophe rundet das Gedicht mit einer Art von nostalgischer Wehmut ab, indem sie die Möglichkeit der Liebe und Poesie in der kalten und harten Realität der Wintermonate behauptet.

Insgesamt können wir sagen, dass Ringelnatz in diesem Gedicht auf humorvolle Weise die Gegensätze von Natur und Stadt, Frühling und Winter und die Kraft der Poesie, eine Brücke zwischen diesen Gegensätzen zu bauen, ausdrückt. Es ist ein Beispiel für seinen unverwechselbaren Stil, der Alltäglichkeit und Poesie, Humor und Melancholie miteinander verbindet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Frühling“ ist Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1929 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 86 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Zum Autor des Gedichtes „Frühling“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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