Frühling von Rainer Maria Rilke

DIE Vögel jubeln – lichtgeweckt –,
die blauen Weiten füllt der Schall aus;
im Kaiserpark das alte Ballhaus
ist ganz mit Blüten überdeckt.
 
Die Sonne schreibt sich hoffnungsvoll
ins junge Gras mit großen Lettern.
Nur dorten unter welken Blättern
seufzt traurig noch ein Steinapoll.
 
Da naht ein Lüftchen, fegt im Tanz
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hinweg das gelbe Blattgeranke
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und legt um seine Stirn, die blanke,
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den blauenden Syringenkranz.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Frühling“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
63
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht mit dem Titel „Frühling“ stammt von dem berühmten deutschsprachigen Autor Rainer Maria Rilke, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Dieser Zeitraum legt nahe, dass das Gedicht wahrscheinlich in die Epoche der Moderne einzuordnen ist.

Mein erster Eindruck beim Lesen des Gedichts ist eine beinahe greifbare Frühlingsatmosphäre. Rilke vermittelt ein Gefühl der Freude und Hoffnung, typisch für die Wiedererwachende Natur im Frühling, kontrastiert jedoch mit der melancholischen Stimmung, die durch den Steinapoll, wahrscheinlich eine Anspielung auf eine Statue des Gottes Apoll hervorgerufen wird.

Der Inhalt des Gedichts ist, in einfachen Worten, eine Beschreibung einer lebendigen Frühlingslandschaft und der Wirkungen, die sie auf eine verlassene Statue ausübt. Im speziellen weckt die Frühlingssonne die Vögel, deren Jubel die blauen Weiten erfüllt, und bedeckt das alte Ballhaus im Park mit Blüten. In der zweiten Strophe kontrastiert der wehmütige Anblick des melancholischen Steinapoll mit der hoffnungsvollen Szene. Doch in der letzten Strophe scheint eine Art Wiedergeburt stattzufinden, als ein Lüftchen die gelben Blätter um die Statue fortfegt und ihre leuchtende Stirn mit einem Kranz frühlingshafter Blüten krönt.

Die Form des Gedichts ist traditionell, bestehend aus drei gleich langen Strophen mit je vier Versen. Der Rhythmus und Reimschema sind gleichmäßig und helfen, das Thema des unabänderlichen Zykels der Jahreszeiten zu unterstreichen. In Bezug auf die Sprache verwendet Rilke lebhafte und konkrete Bilder, um die Veränderungen und das Aufleben, das der Frühling bringt, zu illustrieren. Sein Gebrauch von Personifikation gibt dem Gedicht eine fantastische und fast märchenhafte Qualität, wie zum Beispiel in der Zeile, in der sich die Sonne „hoffnungsvoll“ ins Gras schreibt.

Die Anspielung auf den Steinapoll deutet darauf hin, dass Veränderung und Vergänglichkeit Teil des Lebens sind, auch im Übernatürlichen. Trotz der initialen Traurigkeit des Steinpolls erhält auch er einen Teil des Frühlings durch das Lüftchen und findet so zu neuer Schönheit. In diesem Sinne kann das Gedicht auch als ein Kommentar zur Vergänglichkeit, zur Erneuerung und zu neuen Anfängen verstanden werden.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Frühling“. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Erschienen ist der Text in Frankfurt am Main. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 63 Worte. Die Gedichte „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Frühling“ weitere 338 Gedichte vor.

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