Frucht-Zucht-Frucht von Joachim Ringelnatz

Bananen, Melonen, Ananas – –.
Alle Früchte haben etwas –
Frei gesagt: Unanständiges,
Etwas Nuditätes an sich.
Darüber freue ich mich.
Denn das ist etwas Unbändiges.
Instinktiv oder auch bewußt
Haben wir alle daran unsre Lust.
 
Aber die darüber erschreckt sind,
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Sich entrüsten und jemand verklagen,
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Denen wollen wir andere sagen,
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Daß wir schon lang nicht mehr a. A. geleckt sind.
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Und das muß – wenn auch nur theoretisch –
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Immer mal wieder auf Erden geschehn.
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Sonst werden wir Mehlbrei und hyperästhetisch
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Und werden rot, wenn wir Pfirsiche sehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Frucht-Zucht-Frucht“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
84
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Frucht-Zucht-Frucht“ ist Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Somit ist es zeitlich der Epoche der Moderne zuzuordnen.

Das Gedicht scheint auf den ersten Eindruck humorvoll und etwas frech zu sein. Ringelnatz weist mit seinem unkonventionellen Schreibstil und ironisch-pointierter Wortwahl auf eine offensichtlich tabuisierte Analogie zwischen Früchten und Sexualität hin.

Im Inhalt thematisiert Ringelnatz das Genießen verschiedener Früchte (Bananen, Melonen, Ananas), welche er mit etwas Erotischem, Unbändigen in Verbindung bringt (Strophe 1). Das lyrische Ich akzeptiert und freut sich sogar über diese Assoziation und weist darauf hin, dass diese natürliche Lust an solchen fruchtig-sinnlichen Freuden jedem innewohnt („Haben wir alle daran unsre Lust“).

In der zweiten Strophe wendet sich das lyrische Ich dann gegen jene, die verdutzt oder gar empört über diese Gedanken sind und sich entrüsten („Aber die darüber erschreckt sind, Sich entrüsten und jemand verklagen“). Es ist ein Appell an Natürlichkeit und eine freiere Sexualität, die nicht als etwas Anstößiges gesehen werden sollte. Ein Leben ohne diese natürlichen Impulse wird hier als fade und langweilig, ja fast krankhaft dargestellt („wir Mehlbrei und hyperästhetisch Und werden rot, wenn wir Pfirsiche sehn“).

Formal handelt es sich bei dem Gedicht um zwei Oden-Strophen mit jeweils acht Versen. Die Verse wirken aufgrund des freien Versmaßes und des häufig wechselnden Reimschemas ungebunden, was zur lockeren Atmosphäre des Textes beiträgt. Die Sprache des Gedichts ist alltäglich und unverblümt. Ringelnatz nutzt eine direkte und humorvolle Ausdrucksweise, um seine Meinung darzulegen, und scheut sich nicht, dabei übliche Grenzen des Anstands zu überschreiten.

Insgesamt kann man sagen, dass das Gedicht eine Kritik an Prüderie und gesellschaftlichen Tabus durchführt und für eine natürlichere Sichtweise auf Sexualität eintritt. Eingerahmt ist diese Botschaft in humorvolle Wortspiele und ironische Formulierungen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Frucht-Zucht-Frucht“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1929. In Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 84 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Zum Autor des Gedichtes „Frucht-Zucht-Frucht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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