Fromme Wünsche von Richard Dehmel
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Wär ich der Wind, ich risse die Welt in Fetzen, |
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wär ich das Feuer, zerfräß ich sie zu Funken, |
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wär ich das Meer, sie läge längst versunken, |
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wäre ich Gott, Spaß: gäb das ein Entsetzen! |
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Wär ich der Papst, wie würd’es mich ergetzen, |
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zu ärgern meine Christen, die Hallunken! |
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Wäre ich König, ließ’ich wonnetrunken |
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mein Volk mit Hunden an den Galgen hetzen! |
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Wär ich der Tod, besucht’ich auf der Stelle |
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die lieben Eltern wieder mal; als Leben |
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beträt ich nie und nimmer ihre Schwelle! |
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Wär ich der Cecco – hm, der bin ich eben; |
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drum wünsch’ich Mir die schönsten Jungfernfelle |
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und will die häßlichen gern Andern geben! |
Details zum Gedicht „Fromme Wünsche“
Richard Dehmel
4
14
110
1893
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Fromme Wünsche“ stammt von dem deutschen Dichter Richard Dehmel, welcher in der Zeit des Naturalismus, Symbolismus und der Neoromantik seine Werke veröffentlichte. Das Gedicht ist in der Zeit von 1863 bis 1920 entstanden.
Beim ersten Lesen wirkt das Gedicht direkt und unverblümt. Es lässt keine Interpretationsfreiheit offen und sagt direkt aus, was das lyrische Ich denkt und fühlt. Die Wünsche sind radikal und lassen eine gewisse Zornigkeit erkennen.
Das Gedicht handelt von den Wünschen des lyrischen Ichs, die es in jeweils vier Verse unterteilt. In der ersten Strophe wünscht es sich, ein allmächtiges Wesen zu sein, um Chaos und Zerstörung zu verursachen. In der zweiten Strophe hat das lyrische Ich den Wunsch, der Papst oder ein König zu sein, um seine Macht für Grausamkeiten zu nutzen. In der dritten Strophe spricht es den Wunsch aus, der Tod zu sein, um seine Eltern heimzusuchen und im Leben nie mehr ihre Schwelle zu betreten. In der letzten Strophe ist der Wunsch nach erotischen Begegnungen und ein wenig Eigenliebe vorhanden.
Dehmel verwendet in diesem Gedicht eine direkte und verständliche Sprache, die den Leser in den Bann zieht und unterhält. Er verwendet einfache Worte und Direktheit, um seine Botschaft ohne Umwege zu vermitteln. Seine Satzstrukturen sind einfach gehalten und folgen einem strikten Reimschema.
Die Form des Gedichts lässt sich als Reimform verstehen. Dabei wechseln die Strophen zwischen vier und drei Versen.
Jede Strophe drückt einen anderen Wunsch des lyrischen Ichs aus und macht somit das Gedicht sehr abwechslungsreich und vielseitig. Abschließend scheint das Gedicht eine saftige Kritik an verschiedenen Gesellschaftsformen und eine Provokation zu sein, welche zu Diskussionen anregt, über Macht und Kontrolle, aber auch Selbstbesessenheit und Selbstliebe.
Weitere Informationen
Richard Dehmel ist der Autor des Gedichtes „Fromme Wünsche“. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. Das Gedicht ist im Jahr 1893 entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 110 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Die Gedichte „Antwort“, „Auf der Reise“ und „Aufblick“ sind weitere Werke des Autors Richard Dehmel. Zum Autor des Gedichtes „Fromme Wünsche“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.
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Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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