Friedrichstraßendirnen von Paul Boldt
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Sie liegen immer in den Nebengassen, |
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Wie Fischerschuten gleich und gleich getakelt, |
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Vom Blick befühlt und kennerisch bemakelt, |
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Indes sie sich wie Schwäne schwimmen lassen. |
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Im Strom der Menge, auf des Fisches Route. |
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Ein Glatzkopf äugt, ein Rotaug’ spürt Tortur, |
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Da schießt ein Grünling vor, hängt an der Schnur |
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Und schnellt an Deck einer bemalten Schute, |
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Gespannt von Wollust wie ein Projektil! |
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Die reißen sie aus ihm wie Eingeweide, |
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Gleich groben Küchenfrauen ohne viel |
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Von Sentiment. Dann rüsten sie schon wieder |
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Den neuen Fang. Sie schnallen sich in Seide |
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Und steigen ernst mit ihrem Lächeln nieder. |
Details zum Gedicht „Friedrichstraßendirnen“
Paul Boldt
4
14
96
1914
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Friedrichstraßendirnen“ ist von dem Expressionisten Paul Boldt, der von 1885 bis 1921 lebte. Das bedeutet, dass das Gedicht dem Expressionismus zuzuordnen ist, einer Epoche der Literatur- und Kunstgeschichte, die vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre hinein währte.
Auf den ersten Eindruck handelt das Gedicht von den schwierigen Lebensumständen und der harten Arbeit von Prostituierten. Die Vergleiche, die Boldt nutzt, um diese Szenerie zu beschreiben, sind dabei besonders auffällig: Fischerschuten, Schwäne und Küchenfrauen.
Inhaltlich stellt das lyrische Ich die Prostituierten als arbeitende Frauen dar, die ihrem Gewerbe mit einer Mischung aus Pragmatismus und Selbstachtung nachgehen. Es beginnt damit, die Frauen in den Nebenstraßen zu beschreiben, wo sie die Aufmerksamkeit von Männern auf sich ziehen. Gut sichtbar in der Verse 6 und 7, erwähnt das lyrische Ich den unangenehmen Aspekt ihrer Arbeit, mit Blick auf die sexuelle Begehrlichkeit der Männer, und die Frauen werden als nüchtern und berechnend hervorgestellt in der Verse 11 und 12. Am Ende bereiten sie sich schon auf die nächste Arbeit vor.
Das Gedicht hat einen klaren, wenn auch nicht regelmäßigen Aufbau mit vier Strophen. Es hat keine einheitliche Versform, was einen freien Rhythmus ermöglicht. Der Vergleich der Frauen mit Fischerschuten und Schwänen zeigt eine Art von Eleganz trotz der groben Umgebung, was wiederum den Widerspruch ihrer Situation darstellt. Die spezifischen Worte wie 'Glatzkopf', 'Rotaug’, 'Projektil', 'Eingeweide' enthüllen eine Vielfalt, die dem Leser erlaubt, ein tieferes Verständnis des Lebens und der Arbeit dieser Frauen zu erlangen.
Insgesamt stellt Paul Boldt in diesem Gedicht die Prostituierten nicht als Opfer, sondern als Arbeiterinnen dar, die trotz der Schwierigkeiten und der Roheit ihrer Arbeit ihre Würde behalten. Dabei nutzt er bildhafte Vergleiche, um komplexe Emotionen und Situationen zu vermitteln. Ihr hartes, aber autarkes Leben wird in einer Sprache dargestellt, die gleichzeitig rau und poetisch ist.
Weitere Informationen
Paul Boldt ist der Autor des Gedichtes „Friedrichstraßendirnen“. Der Autor Paul Boldt wurde 1885 in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. Im Jahr 1914 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 96 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Paul Boldt ist auch der Autor für Gedichte wie „Adieu Mädchenlachen!“, „Andere Jüdin“ und „Berlin“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Friedrichstraßendirnen“ weitere 49 Gedichte vor.
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