Als der Sohn unsers Kronprinzen, nach der Geburt, gestorben war von Matthias Claudius

Als der Sohn unsers Kronprinzen,
nach der Geburt, gestorben war
 
Mit den vielen andern, Groß und Kleinen,
Klag ich schmerzlich deinen Tod;
Will bei deinem Sarge satt mich weinen
Und die Augen rot.
 
Nicht: daß du dich nicht, nach Herzensgnüge,
An die holde Mutter schmiegst,
Und daß du, statt freundlich in der Wiege,
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Tot im Sarge liegst;
 
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Hier ist Vorplatz nur, spät oder frühe,
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Gehn wir alle weiter ein,
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Und es lohnt sich wahrlich nicht der Mühe
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Lange hier zu sein;
 
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Nicht: daß du des Vaters Glanz hienieden
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Und sein Königreich nicht sahst,
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Und daß du die Krone, dir beschieden,
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Nicht getragen hast;
 
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Ach, die Kronen sind nicht ohne Bürden,
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Sind nicht ohn Gefahren, Kind!
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Und es gibt für Menschenkinder Würden,
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Die noch größer sind;
 
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Sondern: daß wir hier ein Land bewohnen,
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Wo der Rost das Eisen frißt,
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Wo durchhin, um Hütten wie um Thronen,
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Alles brechlich ist;
 
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Wo wir hin aufs Ungewisse wandeln,
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Und in Nacht und Nebel gehn,
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Nur nach Wahn und Schein und Täuschung handeln,
 
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Und das Licht nicht sehn;
 
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Wo im Dunkeln wir uns freun und weinen,
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Und rund um uns, rundumher,
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Alles, alles, mag es noch so scheinen,
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Eitel ist und leer.
 
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O du Land des Wesens und der Wahrheit,
 
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Unvergänglich für und für!
 
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Mich verlangt nach dir und deiner Klarheit;
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Mich verlangt nach dir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.2 KB)

Details zum Gedicht „Als der Sohn unsers Kronprinzen, nach der Geburt, gestorben war“

Anzahl Strophen
13
Anzahl Verse
38
Anzahl Wörter
220
Entstehungsjahr
1740 - 1815
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Matthias Claudius ist der Autor des Gedichtes „Als der Sohn unsers Kronprinzen, nach der Geburt, gestorben war“. Claudius wurde im Jahr 1740 in Reinfeld (Holstein) geboren. Zwischen den Jahren 1756 und 1815 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Empfindsamkeit zugeordnet werden. Bei Claudius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 220 Wörter. Es baut sich aus 13 Strophen auf und besteht aus 38 Versen. Die Gedichte „Kartoffellied“, „Urians Reise um die Welt“ und „Der Mensch“ sind weitere Werke des Autors Matthias Claudius. Zum Autor des Gedichtes „Als der Sohn unsers Kronprinzen, nach der Geburt, gestorben war“ haben wir auf abi-pur.de weitere 83 Gedichte veröffentlicht.

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