Freundschaft von Joachim Ringelnatz
Zweiter Teil
1 |
Die Liebe sei ewiger Durst. |
2 |
Darauf müßte die Freundschaft bedacht sein. |
3 |
Und, etwa wie Leberwurst, |
4 |
Immer neu anders gemacht sein. |
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Damit man’s nicht überkriegt. |
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Wer einmal den Kanal |
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Überfliegt, |
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Merkt: Der ist so und so breit. |
9 |
Und das ändert sich kaum |
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In menschlein-absehbarer Zeit. |
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Wohl aber kann man dies Zwischenraum |
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Schneller oder kürzer durchqueren. |
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Wie? Das muß die Freundschaft uns lehren. |
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Ach, man sollte diesen allerhöchsten Schaft, |
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Immer wieder einmal jünglingshaft |
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Überschwenglich begießen. |
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Eh’ uns jener ausgeschlachtete Knochenmann dahinrafft. |
Details zum Gedicht „Freundschaft“
Joachim Ringelnatz
3
17
80
1929
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Freundschaft“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Damit lässt sich das Werk in die Epoche der Weimarer Republik einordnen, eine Zeit politischer und wirtschaftlicher Unruhen, aber auch kultureller Blüte in Deutschland.
Auf den ersten Eindruck scheint sich das Gedicht auf eine eher unkonventionelle Art und Weise mit dem Thema Freundschaft auseinanderzusetzen. Humorvolle Bilder wie die „Leberwurst“ und der „ausgeschlachtete Knochenmann“ verleihen dem Text einen lebendigen und zugleich humorvollen Charakter.
Der Inhalt des Gedichts beschäftigt sich mit der Definition und den Eigenschaften von Freundschaft aus Sicht des lyrischen Ichs. Dieses stellt einen Vergleich zwischen Liebe und Freundschaft auf und betont, dass die letztere, wie eine Leberwurst, ständig neu und anders gestaltet sein sollte, um nicht langweilig zu werden. Das lyrische Ich weist weiter darauf hin, dass man aus der Freundschaft lernen kann, die Distanzen zwischen Menschen unterschiedlich wahrzunehmen und zu überbrücken. Schlussendlich liegt ein Appell in der Aufforderung, die Freundschaft immer wieder neu und mit jugendlicher Begeisterung zu feiern und zu pflegen, bevor das Leben endet.
In Bezug auf die Form und Sprache, fällt auf, dass das Gedicht in drei Strophen mit variierenden Verszahlen unterteilt ist, was die dynamische Natur der Freundschaft widerspiegeln könnte. Die Sprache ist ungezwungen und volksnah, mit Vergleichen und Bildern, die auf den Alltag anspielen (Leberwurst, Kanal, Knochenmann). Durch diese sprachlichen Mittel erreicht Ringelnatz eine ebensolche Zugänglichkeit und Lebendigkeit, wie sie der Freundschaft selbst innewohnen sollte. Auffällig und zum humorvollen Ton des Gedichts passend ist auch der Gebrauch von Wortneuschöpfungen wie „menschlein-absehbar“.
Insgesamt liefert das Gedicht eine originelle Betrachtung der Freundschaft, die sowohl zum Nachdenken als auch zum Schmunzeln anregt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Freundschaft“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1929 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 80 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 17 Versen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Freundschaft“ weitere 560 Gedichte vor.
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