Das wahre Vergnügen von Franz Grillparzer

1	Mögen mordbegierge Helden
2	Sich der blutgen Siege freun,
3	Und die Trümmer halber Welten
4	Jubelnd in die Lüfte streun!
5	Mögen wütenden Despoten,
6	Die der Krone Zier entweihn,
7	Jubelnd feile Sklavenrotten
8	In dem Staube Weihrauch streun!
9	Ich beneide sie doch nimmer!
10	In des höchsten Glückes Schoß
11	Und umringt von Ehr und Schimmer,
12	Ist doch kummervoll ihr Los;
13	Durch die Siegeslieder tönen
14	Flüche ihren Schritten nach,
15	Der gedrückten Unschuld Stöhnen
16	Dringt ins innerste Gemach.
17	An der sanften Phillis Seite,
18	Hingelehnt an ihre Brust,
19	Lach ich ihrer Ränk und Streite,
20	Fühle Seligkeit und Lust.
21	Nur den Grazien und Musen
22	Leb ich; Lieb und froher Scherz
23	Füllt mit Freude mir den Busen,
24	Rein und schuldlos pocht mein Herz.
25	Tobet, Helden, herrschet, sieget,
26	Bis euch Charons Nachen ruft;
27	Den, dem kaum die Welt genüget,
28	Deckt mit mir einst eine Gruft.
29	Drum will ich der Lust genießen,
30	Freud ist der Natur Gebot,
31	Unter Lieben, Trinken, Küssen,
32	Finde fröhlich mich der Tod!

Details zum Gedicht „Das wahre Vergnügen“

Gedicht-Analyse

Franz Grillparzer ist der Autor des Gedichtes „Das wahre Vergnügen“. Geboren wurde Grillparzer im Jahr 1791 in Wien. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1807. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier oder Realismus zugeordnet werden. Grillparzer ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 154 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Franz Grillparzer sind „Abschied von Gastein“, „Am Hügel“ und „Am Morgen nach einem Sturm“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das wahre Vergnügen“ weitere 300 Gedichte vor.

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